Ein bisschen Lokalkolorit muss schon sein. Denn wenn ein Orchester international auf Tournee geht, ist es immer auch ein Botschafter seiner Heimat. Eine Rolle, die Iván Fischer und das Budapest Festival Orchestra seit Langem höchst eloquent ausfüllen.
In der Isarphilharmonie machten sie das Publikum dabei diesmal mit Ernst von Dohnányis „Symphonischen Minuten“ bekannt. Kontrastreich gestalteten Miniaturen, aus denen neben dem knackigen Scherzo vor allem das melancholische Englischhorn-Solo herausragte, das den folgenden Variationen-Satz prägte. Gelegenheit zum Glänzen gab es für die Holzbläser ebenfalls in Robert Schumanns Klavierkonzert. Nicht zuletzt, weil Pianist Rudolf Buchbinder in seiner abgeklärten und mit langem Atem aufgebauten Interpretation als erfahrener Kammermusiker stets Kontakt mit den Solostimmen suchte. Zusätzlich angestachelt durch Fischer, der als exzellenter Begleiter dem Klavier seinen Freiraum gönnte, aber dennoch eigene Akzente mit dem Orchester setzte.
Den großen Bogen verlor der Dirigent auch nach der Pause nicht aus den Augen. Hier waren zwei frühe Tondichtungen von Richard Strauss zu erleben, ergänzt um den „Tanz der sieben Schleier“ aus „Salome“. Eine Kombination, die beinahe eine Art eigene Programm-Symphonie formte. Mit durchwegs zügigen Tempi fand Iván Fischer genau den passenden Ton für den Überschwang, mit dem der junge Strauss die Abenteuer des „Don Juan“ eingefangen hatte und ließ die Temperatur bei den Verführungsversuchen der biblischen Femme fatale noch einmal steigen.
Da war fast ein kollektives Aufatmen zu vernehmen, als er das Schlusswort dem schelmisch augenzwinkernden „Till Eulenspiegel“ übertrug. Alles richtig gemacht wurde schließlich auch bei der Zugabe. Weil dieses Strauss-Feuerwerk nur schwer zu überbieten war, schlug man da kurzerhand die Gegenrichtung ein. Mit einem Streicher-Trio aus den Orchesterreihen, das das Publikum mit volkstümlichen Tanzweisen aus der ungarischen Heimat selig lächelnd in die Nacht entließ.