Tanzen über den Globus

von Redaktion

Programm der 18. Münchner Dance-Biennale, die am 11. Mai startet

VON MALVE GRADINGER

Bitte anschnallen! Am 11. Mai startet Münchens 18. Dance-Biennale. Tipp für eingeschworene Tanzfans: am besten bis zum 21. Mai Urlaub nehmen. Nach der Pressekonferenz – erstmals in der Freiheitshalle auf dem Terrain unterhalb der Donnersberger Brücke – meinen wir: Es wird ein Superevent, Zum einen soll die pandemiebedingt digitale Biennale von 2021 jetzt intensiv körperlich wettgemacht werden. Zum anderen hat Nina Hümpel, seit 2010 Festival-Leiterin, für ihren Abschied ein besonders dichtes, inspirierendes Tanzfest geplant. Wer ihr nachfolgt, ist noch nicht bekannt.

Zu erleben sind, Globus-umspannend, über 20 Produktionen und viel Wissenwertes rund um den Tanz und seine Geschichte: in Museen, Filmen, Installationen und Gesprächen. In 36 Jahren habe die Dance-Biennale „die Welt in die Stadt München gebracht“, so Kulturreferent Anton Biebl. Andererseits entwickelte sich hierorts spätestens seit den 70er-Jahren eine rege zeitgenössische Tanzszene. Diese wird jetzt auch gebührend gewürdigt.

So macht den Auftakt der Münchner Choreograf Moritz Ostruschnjak mit „Rabbit Hole“, einer Kreation zwischen märchenhaft fantastischer und futuristisch digitaler Welt. Der am Schauspiel Köln beheimatete Amerikaner Richard Siegal, Dance-Stammgast in den vergangenen fünf Biennale-Ausgaben, kommt mit den Stücken „Triple“ und „Xerrox Vol. 2“. Man bleibt neugierig, auch wenn man seinen Mix-Stil zwischen akrobatischer Ballett-Neoklassik und skulpturalen Körperformen bereits kennt. Aus dem Land der „Nouvelle danse française“ sehen wir Mathilde Monniers „Records“ über die körperlichen Spuren von Pandemie und Lockdown. Durch Gastspiele hierzulande ist Monnier uns schon bekannt seit ihrer Leitung des Centre Chorégraphique National de Montpellier ab den 90er-Jahren. Wiederholt zu Gast bei Münchens Dance war auch schon die als choreografisch exzentrisch erinnerte Marie Chouinard aus Montréal. Ihr „M“, eine Europapremiere, kündigt sich an als „ein obsessives Gebet zwischen Wahnsinn und Weisheit“.

Auch Catherine Gaudet und Andrew Tay und Stephen Thompson kommen aus Montréal, immer schon Zentrum der franko-kanadischen Tanz-Avantgarde. Gaudet bringt eine „hypnotische Arbeit von schonungsloser Körperlichkeit“, das Männer- Duo „eine subversive Catwalk-Show“. Man merkt: Es erwartet uns eine Vielfalt von Themen und Bewegungsstilen.

Ganz neu bei Dance ist der „Fokus Osteuropa“. Choreografen aus Polen (auch mit Ukraine-Flüchtlingen), aus Tschechien und Litauen zeigen Arbeiten mit politischen Anliegen, außerdem provokatives Straßentheater zur Demonstration körperlicher Freiheit zwischen Ekstase und Begrenzung. Die Compagnie Raimund Hoghe erinnert mit einer Hommage an den Düsseldorfer Choreografen, der unerwartet am 14. Mai 2021 im Alter von 72 Jahren verstarb.

Besonders gespannt ist man auf das Tjimur Dance Theatre mit „Go Paiwan“. Das TDT ist die erste Tanzcompagnie in Taiwan, die sich mit der kulturellen Ästhetik der Paiwan, eines taiwanesischen indigenen Volks, beschäftigt hat. Die Geschwister Ljuzem und Baru Madiljin haben dieses Ensemble 2006 gegründet, um die traditionellen Paiwan-Gesänge und -Tänze zu bewahren, sie aber auch zeitgenössisch zu modellieren. Interessant könnte auch die taiwanesische Compagnie Horse sein mit dem Solo „Free Steps NiNi“.

Informationen

unter dance-muenchen.de.

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