Meisterhafte Meditationen

von Redaktion

Nicolas Mahler stellt seinen neuen Comic heute in München vor

VON MICHAEL SCHLEICHER

KREISCH! Die Deutschen haben aber auch echt einen Hau, wenn’s um Comics geht. In der Nazizeit wurden die Vertreter der damals jungen Kunstform (und ihrer Vorläufer) vereinnahmt, verjagt, verhaftet, vernichtet. In der Bundesrepublik, vor allem in den ersten, restaurativen Jahrzehnten, wurden Bilderzählungen dann als Kinderquatsch verniedlicht oder als Schund verteufelt. ÖRGS!

Zuletzt machten sich alle zwar lockerer in Bezug auf Comics (YEAH!) – damit einher ging aber eine kuriose Überhöhung des Mediums. Ganz so, als müsste man die neue Begeisterung vor sich selbst rechtfertigen, wird jede kurze gezeichnete Geschichte nun als „Graphic Novel“ geadelt. That’s Quatsch! Und Nicolas Mahler entlarvt das mit wenigen Strichen: „Die Comics sind nicht erwachsen geworden, der Kulturbetrieb vertrottelt zunehmend!“

Das ist die zentrale These, die der Künstler, der 1969 in Wien geboren wurde, in seinem neuen Buch facettenreich und vor allem enorm unterhaltsam belegt. Heute stellt er „Akira Kurosawa und der meditierende Frosch“ in München vor. Nachdem er bereits Werke von Proust, Musil und Joyce als Comic adaptiert hat, geht es nun wieder (JUHU!) – mal mehr, mal weniger fiktionalisiert – ums eigene Schaffen. Vor allem kündet das Buch aber vom Literatur- und Kulturbetrieb mit seinen Marotten. Mahler, ein echter Meister des Minimalismus sowie der Reduktion in Wort und Bild, beobachtet gut und zeichnet treffend. Leiwand!

Nicolas Mahler:

„Akira Kurosawa und der meditierende Frosch“. Reprodukt, 128 S.; 16 Euro.

Lesung: Nicolas Mahler stellt sein Buch heute, 19 Uhr, im Münchner Literaturhaus vor; Karten unter 0761/888 49 999 oder online unter literaturhaus-muenchen.reservix.de.

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