Bitte keinesfalls zu Hause nachmachen! Diese Mahnung dürfte so manchen Eltern auf den Lippen liegen, die mit ihrem Nachwuchs einen Ausflug zu „Stomp“ gemacht haben. Denn was die dynamische Truppe derzeit im Deutschen Theater anstellt, erreicht teilweise Dezibelwerte, die Konflikte mit den Nachbarn unausweichlich machen würden. Da wird unter anderem auf Eimern, Rohren, Autoreifen oder Küchenutensilien getrommelt und noch so manch anderer Alltagsgegenstand in eine atemberaubende Percussion-Performance eingebaut, die ihresgleichen sucht.
Der erste Besen geht bereits in der Eröffnungsnummer zu Bruch und bleibt keineswegs das einzige Requisit, das den Abend nicht überlebt. Genau so, wie es sein soll. Zurückhaltung ist bei „Stomp“ ein Ausdruck, der im Wortschatz des Ensembles nicht vorzukommen scheint. Auf der Bühne erlebt man acht Menschen unterschiedlicher Statur und Herkunft, manche aus dem Tanz, manche gelernte Musiker oder Stand-up-Comedians, die eines vereint: die Liebe zum Rhythmus. Sei es bei der stampfenden Besenschlacht, der ratternden Einkaufswagen-Parade oder einer überaus spaßigen Anleitung zum Mülltrennen, durch die kurz vor dem donnernden Finale noch einmal kurz das Tempo gedrosselt wird. Die Kreativität, mit der hier Gegenstände des täglichen Lebens zweckentfremdet und zu erstaunlich vielseitigen Instrumenten umfunktioniert werden, kennt keine Grenzen. Und für die Wiederholungstäter im Publikum gibt es unter anderem mit einer humorvollen Rollkoffer-Choreografie auch ein paar brandneue Nummern in der rasanten Revue.
Die Schöpfer von „Stomp“, Luke Cresswell und Steve McNicholas, spielen gekonnt mit Elementen des klassischen Tapdance, die nun mit klobigen Arbeitsstiefeln und ergänzt durch Bodypercussion virtuos ins Heute übersetzt werden. Und dies mit einer Präzision, die eines Fred Astaire oder Gene Kelly würdig wäre. Jede einzelne Nummer ist genauestens durchgetaktet und erfüllt im großen Bogen des Abends perfekt die ihr zugedachte Funktion.
Neben den großen Spektakeln gönnt man dem Publikum mit leiseren Sequenzen – bei einer Streichholzschachtel-Percussion oder einer ebenso einfach wirkenden wie hochkomplexen Lichtshow mit Feuerzeugen – auch immer wieder Momente zum Schmunzeln und Durchatmen. Joshua Cruz, Andrew Patrick, Adrien Rakotondrajao, Tamii Sakuria, Dominik Schad, Rhys Shone, Molly Wallace und Jamie Welch beweisen dabei nicht nur Rhythmusgefühl und akrobatisches Talent, sondern sorgen in den Comedy-Einlagen mit sicherem Timing und vielsagenden Blicken selbst ohne große Worte dafür, dass man sie im Verlauf des Abends auch als individuelle Charaktere kennen- und lieben lernt.
Selbst wenn die Kultshow seit bald 30 Jahren um die Welt tourt, scheint „Stomp“ bei dieser erneuten Begegnung absolut zeitlos und erntet natürlich auch diesmal wieder Standing Ovations. Definitiv die kurzweiligsten hundert Minuten, die man derzeit auf einer Münchner Bühne erleben kann.
Bis 2. April,
Telefon 089/55 23 44 44.
Auch ein paar neue Nummern
sind dabei