In der Fernsehserie „Charité“ sieht man sie als Tänzerin, die dem Virologen Robert Koch den Kopf verdrehte. Tatsächlich war die Liaison und zwischen der jungen Hedwig Freiberg und dem fast 30 Jahre älteren Koch ein Skandal im Berlin der Kaiserzeit. Hedwig Koch (1872-1945) hat unter der Ächtung durch die Gesellschaft ein Leben lang gelitten. Das geht aus ihren Memoiren hervor, die jetzt erstmals vollständig vom Wallstein Verlag veröffentlicht wurden. Das schmale Bändchen ist eine kleine Sensation, denn es erlaubt einen privaten Blick auf den Forscher. Seine Frau, hellwach, sprachbegabt und vielseitig interessiert, nimmt kein Blatt vor den Mund, beschreibt ihren Mann als „schulmeisterlich trockenen, unheimlich beamtenhaft fleißigen, ältlichen Musterknaben“. Hedwig Kochs Unangepasstheit störte, in ihrer Zeit und auch danach. Das erklärt zum Teil die späte Veröffentlichung ihrer Memoiren. sp