„Wir hätten uns den direkten Austausch gewünscht“

von Redaktion

Nach Kroetz’ Austritt aus der Akademie der Schönen Künste äußert sich Direktor Stefan Hunstein

VON MICHAEL SCHLEICHER

Nach dem wortgewaltigen Austritt von Franz Xaver Kroetz aus der Bayerischen Akademie der Schönen Künste hat sich jetzt Stefan Hunstein zu Wort gemeldet. Der Schauspieler und Fotokünstler ist Direktor der Abteilung „Darstellende Kunst“ in der Akademie, die heuer ihr 75-jähriges Bestehen feiert.

Er bedauere Kroetz’ Entscheidung zutiefst, „denn ich bin voller Respekt und Hochachtung gegenüber seinem Werk. Zum anderen hätte ich ihn gern als Autor zu unserer sehr erfolgreichen Reihe ,Schreiben fürs Theater‘ gewonnen“, erklärt Hunstein und räumt ein: Der Dramatiker, Regisseur und Schauspieler habe die Einrichtung mit seiner Entscheidung überrascht.

Wie berichtet, hat Franz Xaver Kroetz am vergangenen Freitag seinen Austritt erklärt und der Akademie in einem pointierten Brief vorgeworfen, mit Chris Dercon einen Festredner zum Jubiläum eingeladen zu haben, mit dessen Namen sich „vor allem die finanzielle und künstlerische Vernichtung der Berliner Volksbühne“ verbinde. „Ich möchte mit meinem Namen für unser Theatersystem stehen und nicht für seine Vernichtung, denn dieses ist mir – auf gut Bairisch – beim Arsch lieber als ein internationaler, sündteurer und wurzelloser Gastspielzirkus“, schreibt Kroetz im Abschiedsbrief an die „liebe Akademie“. Bezogen auf den Auftritt Dercons am 6. Juli spricht Hunstein von einem „Missverständnis“. Der Belgier, einst Chef am Münchner Haus der Kunst, sei als Redner zur Jahresversammlung eingeladen – hier kommen im Wechsel Gäste aus den verschiedenen Kunstsparten. „In diesem Jahr soll ein Vertreter aus dem Bereich der Bildenden Kunst zu Wort kommen“, erläutert Hunstein. Die Vorträge seien Grundlage für Diskussionen. „Hätte ich im Vorfeld mit Franz Xaver Kroetz darüber sprechen können, wäre seine Reaktion möglicherweise anders ausgefallen. Leider gab es dazu keine Gelegenheit.

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