Krönung auf dem Königsplatz

von Redaktion

Hubert von Goisern macht in München Station und kündigt zwei Alben an

VON MICHAEL SCHLEICHER

Als dieses Pressegespräch gestern Vormittag beinahe zu Ende ist, wird Hubert von Goisern nach künftigen Projekten gefragt und antwortet mit diesen zwei Sätzen: „Ich hoffe, dass es noch Dinge gibt, die auf mich warten. Von denen ich aber bislang nichts weiß.“ Gut möglich, dass es genau diese Offenheit und Neugierde des 70-Jährigen sind, die seine Musik immer wieder aufs Neue spannend machen. Denn so, wie sich der Künstler überraschen lässt, so überrascht er sein Publikum. Bei einem Konzert des Österreichers weißt du eben, dass du nicht weißt, was dich tatsächlich erwartet. „Ich habe immer mehr Lieder auf dem Zettel, als wir zeitlich unterbekommen.“ Leiwand.

Dennoch gibt es nun einige Fakten, die fix sind: Hubert Achleitner, 1952 im oberösterreichischen Goisern geboren, startet am 18. Mai seine Tour „Neue Zeichen – Alte Zeichen“ und macht am 16. Juni auf dem Münchner Königsplatz Station; es wird der größte Auftritt dieser Reise. Die vogelwilde bayerische Band Pam Pam Ida tritt zusammen mit dem Silberfischorchester als Vorgruppe auf. „Ich bin sehr gespannt und freue mich darauf“, sagt von Goisern. Der Königsplatz wird bestuhlt sein; der Vorverkauf läuft bereits.

Vor acht Jahren hat der Musiker, der in den Achtzigern mit den Original Alpinkatzen den Alpenrock quasi erfunden hat und seitdem in vielen Stilen, Ländern und Genres unterwegs war, zum bislang letzten Mal auf dem Königsplatz gespielt. Für den Auftritt heuer verspricht er Rückblicke auf sein Schaffen – und Ausblicke. Um eine Werkschau geht’s übrigens auch auf seinem Doppelalbum „Derweil II“, das im Mai erscheint und die vergangenen 15 Jahre Revue passieren lässt. Zugleich kommt ein Mitschnitt seines Konzerts heraus, das er im vergangenen Jahr im Salzburger Festspielhaus gegeben hat. Der Auftritt wurde auch gefilmt – derzeit laufen Verhandlungen mit BR und ORF über eine Ausstrahlung.

Das Tourmotto („Wir spielen Songs, die überdauert haben und noch immer aktuell sind“) versteht Hubert von Goisern ebenso wie den Titel seines Studioalbums „Zeiten & Zeichen“ (2020) durchaus politisch: „Die neuen Zeiten haben uns nicht erst seit Corona und dem Ausbruch des Krieges im Griff.“ Er erinnert an ein Gespräch, das er in den Neunzigern mit der britischen Forscherin Jane Goodall geführt habe: „Sie hat damals gesagt, die Menschheit sei auf einem Dampfer, der in die falsche Richtung fährt. Wir haben nicht mehr viel Zeit, den Kurs zu ändern.“ Die „weltweite Solidarität“, die angesichts der vielen Krisen erforderlich sei, überfordere viele Menschen – oder sie sei ihnen abhandengekommen, lautet sein Fazit. „Aber genau die brauchen wir jetzt. Sonst wird’s ganz schlimm.“ Dennoch bleibt er optimistisch: „Ich bin überzeugt, dass die Menschheit die Ressourcen zur Veränderung hat.“ Natürlich, räumt von Goisern ein, würden alle manchmal bedauern, dass vieles nicht mehr so sei wie früher. „Aber Veränderung ist Leben.“

Als Künstler weiß er darum ganz besonders – nicht erst, seit er vor drei Jahren mit „Flüchtig“ sein Romandebüt veröffentlicht und damit auf Anhieb einen Bestseller gelandet hat (wir berichteten). Möglich, dass er sich trotz seines „Respekts vor der Literatur“ an ein neues Buch setzen wird – wenn die Konzerte rum sind. „Nach dieser Tour ist erst mal Schluss. Wenn ich Musik mache, ist an einen Roman nicht zu denken.“

Hubert von Goisern

spielt am 16. Juni auf dem Münchner Königsplatz; Karten unter shop.hubertvongoisern.com oder unter Telefon 040/237 24 00 30.

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