Die Bezeichnung „Supergroup“ ist arg hoch gegriffen. Die drei Damen von Boygenius sind über Indiepop-Kreise hinaus eher unbekannt – allein Phoebe Bridgers hat mit ihren vier Grammy-Nominierungen Mainstream-Erfolg. Sei’s drum: Man bewirbt sie als Supergruppe. Und super ist das, was Bridgers, Lucy Dacus und Julien Baker auf ihrem Debüt spielen, durchaus. Die ersten beiden Songs zeigen, welche Fäden das Trio in seiner Musik weiterspinnt: In „Without you without them“ zwirbeln sich die Harmonien empor wie einst beim Appalachen-Folk der Carter Family, in „$20“ klingen die Stimmen nicht weniger honigsüß, allerdings zu mild-verzerrten Schrammelgitarren. Das ganze Album riecht, als wäre es in den Neunzigern in einer Garage aufgenommen und dann mit Puderzucker bestäubt worden. Infektiöse Refrains gibt’s hier, in „Emily I’m sorry“, „Satanist“ und „Leonard Cohen“ etwa – und alles wirkt so luftig, als hätte es der Fahrtwind im offenen Cabrio herangeweht. lö