Sie sind oft die reifen, gebrochenen Helden – Cato, Tamerlano, Achill oder Bajazet. Und begründeten im Barock ein Gesangsfach, das des baritonalen Tenors mit großer Höhe. Michael Spyres gibt diesen vielschichtigen Figuren auf „Contra-Tenor“ eine Stimme, und die ist konkurrenzlos. Alles steht ihm, angefacht vom Ensemble il pomo d’oro unter Francesco Corti, zur Verfügung: der cremige Zärtelton, die Treffsicherheit in extrem gespreizten Intervallen, die reiche Mittellage, von der aus Raketen in die Stratosphäre und Abstürze in Ton-Abgründe möglich sind. Verblüffend ist dabei die Lockerheit. Man höre nur die Arie aus „Siroe“ von Latilla: In jeder Lage spricht die Stimme ohne Verspannungen an, und das bei einem Tonumfang von drei Oktaven. Verzierungen sind bei Spyres, exemplarisch in Porporas „Germanico“, keine Produkte aus der Hackschnitzel-Anlage, sondern musterhaft auf dem Atem entwickelt. In hauchfeinen Mezzavoce-Momenten gerät er nie ins Künsteln, und Glucks Orpheus-Klage hat nur Nicolai Gedda besser gesungen. th