Vergangenes Jahr funkte die Schweden-Sause „Abbamania The Show“ „SOS“. Nur noch 3000 Fans kamen in die Münchner Olympiahalle. Und trotz toller Musik fühlte sich die alljährliche Abba-Wiederauferstehung angestaubt an. Doch nun hat der Bayreuther Veranstalter Semmel Concerts den Staubwedel geschwungen. Beim Comeback in München galt: Alles neu, alles anders, alles Abba! Diesmal feierten schon wieder 5000 mit.
Mit Schweden hat der weltgrößte Abba-Simulator allerdings nicht mehr viel zu tun. Siebzigerjahre-Göttin Agnetha ist jetzt Berlinerin und heißt im richtigen Leben Navina Heyne. Und Anni-Frid, die eh nie Schwedin war, sondern Norwegerin, ist in Gestalt von Kerstin Löcker zur Kärntnerin mutiert. Das hört man aber nur, wenn ihr „Vielen Dank, München“ mehr nach Klagenfurt als nach Karlskrona klingt. Die Musical-Profis glänzen als ideale Zweitbesetzung für die beiden „A“ von Abba.
Alpen-Anni-Frid Kerstin hat den warmen Mezzosopran ihres Vorbilds perfekt im Gefühl. „Knowing me, knowing you“ oder „Our last Summer“ sind mit ihr eine große Freude. Und Spree-Agnetha Navina klingt beim Intro von „SOS“, dem Elchtest aller Abba-Doubles, so hinreißend zerbrechlich und traurig wie die echte Fältskog.
Licht, Videos und die Kleider, die nicht mehr zwangsläufig aussehen wie aus der (Kla-)Mottenkiste von 1975, haben ebenfalls den Sprung ins 21. Jahrhundert geschafft. Altbewährt ist nur Original-Gitarrist Janne Schaffer (77), der zu „Eagle“ ein famoses Solo zelebriert. Nachdem sich jüngst mit Saxofonist Ulf Andersson und Gitarrist Lasse Wellander gleich zwei Abba-Begleiter in den Musikhimmel verabschiedet haben, sind die zwei Dutzend Beinahe-Schweden auf der Bühne sichtlich stolz, dass für Schaffer weiterhin die „Super Trouper“-Scheinwerfer angehen. Hoffentlich auch wieder am 17. April 2024 in München, zum Jubiläum zum 50. von „Waterloo“.