„Das sind die Erinnerungen der Leute“

von Redaktion

INTERVIEW Suzi Quatro über ihr Leben in Deutschland, alte Hits und neue Projekte

Die meisten Siebzigerjahre-Popstars sind heute selbst in ihren Siebzigern. Und viele von ihnen tingeln mit ihren alten Hits immer noch rund um die Welt. Bei Suzi Quatro ist aber alles anders. Die Lady mit dem Bass nimmt bis heute exzellente Alben mit neuer Musik auf – und freut sich dabei „über die besten Kritiken, die ich je bekommen habe“. Am nächsten Mittwoch, 17. Mai, will die 72-Jährige aus Detroit den Münchner Circus Krone aufmischen – mit neuen Hits und mit Klassikern wie „48 Crash“, „Can the Can“ oder „If you can’t give me Love“. Im Interview mit unserer Zeitung blickt sie zurück auf „Disco“ mit Ilja Richter und voraus auf ihr Münchner Konzert.

Sie haben ja eine starke Verbindung zu Deutschland.

Und ob! Ich komme seit 1974 immer wieder hierher. Und ich glaube, ich habe damals sechs von diesen „Bravo“-Ottos bekommen. Mein Mann Rainer, mit dem ich seit 30 Jahren verheiratet bin, ist Deutscher. Er ist mein Konzertpromoter, und wir leben zeitweise in Hamburg.

Dann haben Sie bestimmt auch Deutsch gelernt.

Sorry, no, damit kann ich nicht dienen. Ich war ja 43, als ich Rainer geheiratet habe, und da lernt man Fremdsprachen nicht mehr so gut. Ich habe versucht, das am Computer zu lernen. Aber jedes Mal, wenn ich etwas auf Deutsch gesagt habe, hat Rainer gemeckert, dass es falsch ist. Und irgendwann habe ich aufgegeben. Aber ich komme trotzdem gut zurecht in Deutschland.

Wie ist das, wenn Sie in Hamburg einkaufen gehen? Erkennen die Leute Sie?

Immer und überall. Aber ich habe schon 1973, als ich bekannt wurde, beschlossen, dass ich mich nicht verstecke. Ich gehe raus und ich sehe aus, wie ich eben aussehe. Wenn jemand nett „Hallo!“ zu mir sagt, antworte ich mit einem netten Hallo! Und wenn mich jemand ganz kritisch mustert und schaut, ob ich es wirklich bin, nicke ich einfach mit dem Kopf, lächle und sage: Ja, ich bin’s.

Gefühlt sind Sie in den Siebzigern ununterbrochen in der „Disco“ bei Ilja Richter im ZDF aufgetreten.

Ha ha, ich habe regelrecht in dieser Show gelebt. Ich war so oft da – kein Wunder, dass mich die Leute immer noch überall erkennen.

Worauf können sich Ihre Fans in München freuen?

Erst einmal möchte ich sagen, dass ich es nicht verstehe, wenn sich Künstler für ihre alten Hits schämen. Ich spiele die alle. Das sind die Erinnerungen der Leute, und damit machst du sie glücklich. Ich bin froh, dass die Fans auch auf meine neuen Sachen abgehen. Aber natürlich geht es nicht ohne „Devil Gate Drive“ oder „48 Crash“. Wir machen da zwei Stunden Party. Ich spiele Bass, ich spiele Klavier, ich spiele Schlagzeug. Die Leute sollen sehen, dass ich immer noch 100 Prozent Rock’n’Roll bin.

Spielen Sie im schwarzen Lederanzug oder eher in Jeans?

Beides! Vor der Pause normale Klamotten, nach der Pause Leder. Und ich habe mein Bass-Solo von 1979 wieder im Programm, nach dem mich die Leute immer wieder gefragt haben. Für meinen Mann ist das das Highlight des Konzerts. Da sehen die Leute dann hoffentlich, warum mich der „Playboy“ mal unter die drei besten Bass-Spieler der Welt gewählt hat.

Planen Sie weitere Platten?

Aber natürlich, damit werde ich nie aufhören. Gerade ist meine EP „Uncovered“ erschienen, mit Coverversionen der Songs, die mich geprägt haben – von „Bad Moon rising“ bis „I feel the Earth move“. Es ist so großartig, dass diese Klassiker jetzt nach Suzi Quatro klingen. Dann kommt dieses Jahr noch mein Duett-Album mit KT Tunstall raus. Und wir bereiten für 2024 auch schon wieder ein Album mit neuen Solo-Songs vor.

Wir – das sind Sie und Ihr Sohn Richard Tuckey, mit dem Sie schreiben und produzieren?

Genau! Diese Partnerschaft mit meinem Sohn läuft seit 2019. Wir haben mit „No Control“ und „The Devil in me“ zwei Alben aufgenommen, auf die ich mächtig stolz bin. Und es macht mir mehr Spaß denn je, kreativ zu sein und die Leute zu unterhalten. Dafür hat mich der liebe Gott auf diese Erde gesetzt.

Das Gespräch führte Jörg Heinrich.

Karten

für das Konzert am 17. Mai, 20 Uhr, im Münchner Circus Krone unter Telefon 01806/ 57 00 70.

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