BUCH Verrückter Kultroman

von Redaktion

Hervorragend (((((

Kennt die auf der Leipziger Buchmesse mit dem Übersetzerpreis ausgezeichnete Johanna Schwering keine Interpunktion? Fehlende Kommas noch und noch im Roman „Die Cousinen“ der Argentinierin Aurora Venturini (1922-2015). Ich-Erzählerin Yuna Riglos weist uns bald mit kühnem Schalk und Sarkasmus darauf hin, dass sie minderbemittelt sei, insbesondere was Sprache und Schrift angehe. Behindert wie fast alle in der ärmlichen Familie. Bei einigen kommt krasse körperliche Versehrtheit hinzu. Wie sich in diesem Umfeld Kindheit und Erwachsenwerden gestalten, davon erzählt dieser grandiose Roman. 2007 hatte die Autorin im Alter von 85 Jahren einer Preisjury das Manuskript eingesandt – und gewonnen. Seitdem besitzt das Buch Kultstatus in Argentinien. Die Erzählung des Grauens ist makaber und erschütternd zugleich, verrückt und wahrhaftig, zum Lachen auch und abstoßend, trostlos und doch voller Hoffnung. Yuna, die mit hübschem Gesicht, etwas Verstand und Begabung zur Malerei gesegnet ist, kapiert, dass sie sich herausackern muss aus dem Elend, indem sie lernt, normal zu wirken und es schließlich auch zu sein. Dank eines Kunstprofessors ist sie als 20-Jährige eine berühmte Malerin. Anders als ihre kleinwüchsige Cousine, die auf den Strich geht, und als jene, die nach einer Abtreibung stirbt, und anders auch als ihre debile, verkrüppelte Schwester, die schwanger wird, entzieht sich Yuna aller männlichen Gier. Und rettet sich und ihre Kunst aus der familiären Schlangengruft.  ltz

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