Im Interview mit unserer Zeitung hatte Suzi Quatro vor ihrem Konzert in München versprochen: „Ich bin immer noch 100 Prozent Rock’n’Roll.“ Aber da hat sie ganz schön geflunkert. Denn was Miss Suzi Q im praktisch ausverkauften Circus Krone veranstaltete, war mindestens 150 Prozent Rock und 200 Prozent Roll.
Bei ihrem Alter muss sie auch geschwindelt haben: Denn wer im schwarzen Lederanzug so aufreizend mit dem Hintern wackelt, kann keine 72 sein. „Ich bin ein Golden Oldie“, ließ Suzi wissen – und daran gab’s keinen Zweifel. Die Frau mit dem Bass zog eine Show ab, die ältere Herrschaften in Ausflipp-Kreisch-Zuschauer verwandelte, als wäre noch einmal 1975. Wenn das die Kinder und Enkel sehen könnten, wie Mama und Papa, wie Oma und Opa hier ausrasten.
Vor der Pause im Jeans-Look und danach im klassischen Quatro-Leder hatte die prächtig gelaunte Suzi vor allem eines im Gepäck: Hits, Hits, Hits – mit Songs aus sechs Jahrzehnten. Erst „Mama’s Boy“, dann der Herzensbrecher „Stumblin’ in“ und gleich darauf „48 Crash“. Wer solche Knaller im Repertoire hat, muss sich um die Stimmung keine Sorgen machen.
Vor „Can the Can“ und „Devil Gate Drive“ legte sie ein mehrminütiges, spektakuläres Bass-Solo hin. Und die neuen Songs von den Alben „No Control“ (2019) und „The Devil in me“ (2021) fielen gegenüber den Klassikern kein bisschen ab. „Ich bin erst zufrieden, wenn hier das Dach wegfliegt“, forderte Quatro. Und das Dach des alten Kastens flog weg, bei einem wahren Glücklichmach-Konzert. „Can the Can“ bedeutet auf Bairisch halt nicht umsonst: Wer ko, der ko.