Delikates mit großer Wirkung

von Redaktion

Daniel Harding dirigierte Mahlers siebte Symphonie

VON TOBIAS HELL

Der Mai scheint wahrlich ein guter Monat für Mahler-Liebhaber zu sein. Keine ganze Woche ist es her, dass die Münchner Philharmoniker unter Tugan Sokhiev mit der vierten Symphonie sowie dem „Lied von der Erde“ ihr Publikum begeisterten. Und schon legt das BR-Symphonieorchester mit Daniel Harding nach, der sich in der Isarphilharmonie die Siebte vorgenommen hatte. Ohne ergänzendes oder kommentierendes Beiwerk anderer Komponisten, ganz für sich allein wirkend. Aber in dieser intensiven Umsetzung dennoch mehr als abendfüllend.

Der Brite startete zunächst noch locker und ungezwungen in den gewichtigen ersten Satz. Was eine vitale Lesart versprach, gleichzeitig aber auch zur Folge hatte, dass es nicht nur im mächtig donnernden Blech anfangs ein wenig rumpelte. Doch zum Glück hatte man sich bald aufeinander eingeschwungen. Wodurch gerade in den beiden „Nachtmusiken“ die meisterliche Instrumentierungskunst Mahlers zum Tragen kam und Daniel Harding – ein gern gesehener Gast am Pult – die bekannten Qualitäten des Orchesters erneut für seine Zwecke zu kanalisieren verstand.

In der Siebten ruht der Fokus gern auf dem „schattenhaften“ Scherzo, das auch hier überaus scharfkantig erklang. Vieles von diesem grotesken Totentanz wurde von Harding allerdings bereits subtil im zweiten Satz vorbereitet, der durch die Betonung des Skurrilen einen doppelten Boden bekam. Und dies klug kontrastiert durch die zweite nächtliche Episode, die durch den dynamisch fein balancierten Wechsel zwischen großen romantischen Anflügen und delikat gestalteten, kammermusikalischen Momenten ihre Wirkung nicht verfehlte.

Kontrovers dagegen von jeher die Deutung des pathosgeschwängerten Finales, bei dem Harding zum handfesten Musizieren des Anfangs zurückkehrte, manche Fanfaren aber betont beiläufig vorbeirauschen ließ und so immer wieder gesundes Misstrauen am vordergründigen Jubel zu signalisieren schien – ohne dem Satz seine mitreißende Kraft zu rauben.

Artikel 2 von 10