„Das Verhältnis ist gestört“

von Redaktion

Jüdische Verbände stellen sich hinter die Kritik an Claudia Roth

VON SUSANNE ROCHHOLZ

Der Zentralrat der Juden in Deutschland und führende Vertreter der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) stellen sich hinter Kritik an Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Anlass ist der jüdische Musikwettbewerb „Jewrovision“ am Freitag in Frankfurt am Main, bei dem die Politikerin ausgebuht und ausgepfiffen wurde, als sie ein Grußwort halten wollte. Zentralrat wie DIG zeigten Verständnis für die Proteste. Bei der DIG war sogar von einem „zerrütteten Verhältnis“ zwischen Roth und jüdischen Verbänden die Rede. Ein Sprecher der Kulturstaatsministerin entgegnete nun in einer Stellungnahme, Roth habe „ein sehr gutes Verhältnis zu sehr vielen Menschen, die das jüdische Leben in Deutschland heute repräsentieren und prägen, und pflegt einen engen Austausch mit ihnen“.

Beim Musikwettbewerb „Jewrovision“, bei dem Roth auf Einladung des Präsidenten des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, war, habe sie teilnehmende Jugendli-che vor deren Auftritt besucht. Ihrem Sprecher zufolge war dies „ein sehr guter und spannender Austausch“.

In einer Stellungnahme des Zentralrats, die unserer Zeitung vorliegt, heißt es hingegen, bei der „Jewrovision“ habe sich lange aufgestauter Frust „deutlich entladen“. Dies sei eine Konsequenz der Entwicklungen im deutschen Kulturbetrieb der vergangenen Jahre. Der Zentralrat habe immer wieder auf Missstände hingewiesen. Es müsse sich „jetzt erkennbar etwas ändern, damit jede Form von Antisemitismus aus dem Kulturbetrieb nachhaltig verbannt wird“.

Dem „Tagesspiegel“ zufolge gilt das Verhältnis von Roth zu Teilen der jüdischen Gemeinschaft als „mindestens angespannt“. Gründe dafür seien unter anderem, dass die Kulturstaatsministerin auf den Antisemitismus-Skandal bei der Kasseler Documenta im vergangenen Jahr spät und relativierend reagiert habe.

Vertreter der Deutsch-Israelischen Gesellschaft solidarisierten sich ebenfalls mit den Protestierenden. „Die jungen Menschen mit jüdischem Hintergrund haben Frau Roth ein sehr ehrliches Echo auf ihre Arbeit gegeben“, betonte der DIG-Vizepräsident und FDP-Politiker Marcus Faber. Er äußerte auch grundsätzliche Kritik. „Das Verhältnis zwischen Frau Roth und den Juden in Deutschland ist gestört“, erklärte Faber. Die Ministerin solle „das Gespräch mit den jüdischen Verbänden in Deutschland suchen, um das zerrüttete Verhältnis zu reparieren“.

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