Selbstbewusst

von Redaktion

David Garrett in der Isarphilharmonie

VON TOBIAS HELL

Tiefstapeln ist seine Sache nicht. Aber das erwartet bei David Garrett wohl auch niemand. Schon gar nicht, wenn eine Tour mit dem Motto „Iconic“ überschrieben ist und rund um die ausverkaufte Isarphilharmonie auf dem grauen Markt noch einige letzte Tickets mit enormer Gewinnspanne die Besitzer wechseln.

Doch Garrett weiß auch, was seine Fans erwarten: positive Schwingungen und gute Unterhaltung. Und so erlebt man ein Programm, das eigentlich nur aus Zugaben besteht, bei dem eine eingängige Melodie die nächste jagt – vom „Rondo alla turca“ bis „Greensleeves“. Daran ist auch gar nichts auszusetzen, zumal die Arrangements für die Trio-Formation, bei der Garretts Geige von Bass und Gitarre begleitet wird, einigen Klassikern tatsächlich einen charmanten Twist geben. Mal subtil, mal radikal.

Sehr wohl streiten lässt sich dagegen über die elektronische Verstärkung, die es in einem Saal wie diesem definitiv nicht für jedes der 23 Stücke gebraucht hätte. Und selbst wenn man bei der Gitarre natürlich ein wenig nachhelfen muss, treibt der oft ziemlich synthetisch abgemischte Sound, der in unvorteilhafter Einheitslautstärke aus den Boxen tönt, manchen Nummern nun wirklich den letzten Charme aus. Vor allem dort, wo es nicht allein um Tempo und Virtuosität geht, sondern auch dynamische Nuancen gefragt wären. Nur selten vermittelt sich da unter dem akustischen Brennglas die Seele seiner Guarneri-Geige, deren besonderen Klang Garrett in den Moderationen ähnlich oft heraufbeschwört wie die Idole Heifetz und Kreisler.

Dass er auch anders kann, hat er in der Vergangenheit bewiesen. Und so hofft man, dass er beim nächsten Abstecher nach München vielleicht auch mal wieder einen Abend ohne elektronische Unterstützung wagt. Das Selbstbewusstsein dafür sollte er haben.

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