Kaum hat die rechtsextreme FPÖ im Bundesland Salzburg einen Regierungspakt mit der ÖVP geschlossen, schon haben die dortigen Festspiele ihren ersten Eklat. Der Schauspieler Cornelius Obonya, ehemaliger Jedermann-Darsteller, hat seine Kolleginnen und Kollegen vor einigen Tagen dazu aufgefordert, die geplante Rede von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) zur Eröffnung der Festspiele zu boykottieren.
Der Schauspieler beruft sich dabei auf vergangene Festspielreden Haslauers, der darin den antifaschistischen Widerstand beschworen habe. Laut Obonya neige der Landeshauptmann dazu, „das ,Nie wieder‘ situationselastisch zu vergessen“. Spätestens mit Beginn seiner diesjährigen Rede, so forderte Obonya, solle man die Felsenreitschule verlassen.
Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser dieses Ansinnen kritisiert. „Der Aufruf von Cornelius Obonya ist von einer bemerkenswerten gedanklichen Schlichtheit“, sagte Hinterhäuser im Interview mit dem „Standard“. Seit der ersten Regierungsbeteiligung der FPÖ im Jahr 2000 habe man viele Male „diesen abrufbaren, mittlerweile auch ziemlich abgenutzten Aktionismus“ erlebt. Auf die Positionen der rechtsextremen Partei solle man vielmehr eine „politische Antwort“ finden. Hinterhäuser, dem die FPÖ nach eigenen Worten unsympathisch und „in wesentlichen Punkten auch zuwider“ sei, forderte einen „aufrichtigen, präzisen und, wenn notwendig, auch harten politischen Diskurs“.
Hinterhäuser wies darauf hin, dass für den Bereich Kultur künftig die beiden ÖVP-Politiker Haslauer und Stefan Schnöll zuständig seien. Er glaube daher nicht, dass die FPÖ Einfluss auf die Salzburger Festspiele ausüben könne.
Schon seit Längerem wird Landeshauptmann Wilfried Haslauer nachgesagt, er könne sich das Präsidentenamt der Festspiele vorstellen. Mit der FPÖ-Koalition dürften seine Aussichten geschmälert worden sein. th