Sexy wie am ersten Tag

von Redaktion

Rock im Park: 70 000 Besucher

VON KATHRIN BRACK

Jack Black steht in Flammen. Wortwörtlich. „Du drückst den verdammten Knopf, wenn wir nach Pyro verlangen“, schnauzt der Sänger im Flammengewand den armen Pyrotechniker an, der betreten neben ihm auf der Nürnberger Bühne der Utopia Stage steht. Und wirft noch auf Deutsch ein „Scheiße“ hinterher, während er den armen Kerl von der Bühne scheucht.

Man muss sich keine Sorgen machen, dass der Sänger und Schauspieler ein furchtbarer Unsympath sein könnte: alles nur Show. Seine Band Tenacious D läutet auf der Hauptbühne von Rock im Park das Vorabendprogramm des ersten Festivaltages ein. Während nebenan auf der Mandora Stage Gojira harten Metal spielen, inszenieren Jack Black und Kyle Gass entlang von Songs wie „Kickapoo“, „Rize of the Fenix“ und „Tribute“ eine kleine Rock-Oper. Trennen sich, versöhnen sich und treiben ihrem Gitarristen den Teufel aus. So geht Unterhaltung!

Das diesjährige Programm reicht von Metal über Rock bis Rap und Hip Hop. Incubus feiern nach langer Live-Pause ihre Rückkehr, K.I.Z. lassen Zehntausende zu harten Bässen springen, und Papa Roach nehmen die begeisterte Menge mit auf eine Zeitreise in die frühen 2000er.

Im Grunde hat sich Sänger Jacoby Shaddix ein Trauma von der Seele geschrieben, als er damals „Last Resort“ zu Papier brachte. Es gibt wenige Songs, zu denen man Wut und Verzweiflung besser in die Welt schreien kann. Und trotzdem steht Shaddix auf der Bühne und strahlt. Die gute Stimmung schlägt sich auf die Stimme nieder: Er klingt beinahe besser als bei den Originalaufnahmen.

In ihrem einstündigen Set zeigt die Rock- und Metalband aus Kalifornien, dass sie auch für diejenigen spannend sein kann, die nur diesen einen Song kennen. Immer wieder bedankt er sich beim Publikum. „Danke, dass nach so vielen Jahren so viele gekommen sind, um uns spielen zu hören!“, sagt er schließlich. Und stimmt als letztes Lied „Last Resort“ an.

Für das Hauptprogramm des ersten Abends haben die Festivalbesucher wieder die Qual der Wahl: Rap mit Kontra K auf der Mandora Stage? Oder Headliner Kings of Leon auf der Utopia Stage? Diejenigen, die sich für Rock entscheiden, erleben viel Sexappeal und rauchigen Südstaaten-Charme. Seit ihrem erfolgreichsten Album „Only by the Night“ sind 15 Jahre vergangen, doch die Songs klingen sexy wie am ersten Tag. Mal sind sie lasziv in die Nacht getragen, mal dreckig hingeschrammelt.

Die Band macht dabei nicht allzu viel Aufhebens um sich. In Plauderlaune sind die Kings of Leon selten, mehr als ein kurzes „Danke“ und „Willkommen“ bekommt das Publikum in Nürnberg nicht von Sänger Caleb Followill. Dafür klingen sie unverschämt gut: Grelle Gitarrenparts wechseln sich mit großen hymnischen Stücken ab. Und alle sehen auch noch gut aus dabei, die Licht- und Bühnenshow macht einiges her.

Genauso wie die Auftritte am Samstag, der rockiger daherkommt als Tag eins des Festivals: Sum 41 spielen ihren letzten Auftritt bei Rock im Park ebenso wie NOFX. Bei Arch Enemy und den Architects kommen Metalfans auf ihre Kosten, Machine Gun Kelly bringt die Charts auf die Bühne, und gekrönt wird das Ganze vom Auftritt der Toten Hosen.

60 000 wurden erwartet, etwa 70 000 sind am Ende gekommen. Auch wenn es im Vorfeld Diskussionen über Ticketpreise, Bierpreise und ja, auch über das Line-up gab: Am Ende geht es halt doch noch um Musik. Davon gab’s auch zum Abschluss am Sonntag bei Traumwetter eine Menge. Mit Limp Bizkit, den Giant Rooks, Rise Against und den Foo Fighters bekommt Rock im Park das Finale, das dieses friedliche, entspannte Festival verdient hat.

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