Gleich vorweg: Eine hüftsteife Angelegenheit fürs Klassik-Establishment soll die Sache nicht werden. „Wir wollen einfach Leute zusammenbringen, die ein tolles Wochenende miteinander verbringen“, sagt Aurelius Braun. Und meint damit nicht nur das Publikum dieses neuen Festivals, sondern auch die Künstlerschar.
Es ist etwas seltsam, dass keiner früher darauf gekommen ist, nämlich im prachtvollen Bibliothekssaal von Polling (Landkreis Weilheim-Schongau) ein kleines Festspiel zu veranstalten, das außerdem die Genres miteinander verbindet. „Leute, die ins Klassikkonzert gehen, wollen wir auch zu Band-Abenden überreden“, formuliert es Aurelius Braun. Mit seinem Bruder Nepomuk hat er „Polliphonic“ gegründet. Der erste Durchgang ist vom 23. bis 25. Juni.
Naturgemäß ist das Duo gerade im Stress. „Das erste Mal ist immer intensiv“, drückt es Aurelius Braun aus. Eingeladen haben sie Promis wie die Geigerin Lena Neudauer, den Saxofonisten Johannes Enders, Schauspieler Thomas Loibl, Bariton Äneas Humm oder Jazzer Howard Curtis. „Wir haben sie entweder direkt angesprochen, und manchmal kennt man sich eben über ein paar Ecken.“
Die Braun-Brüder sind selbst schon einige Zeit in der Musikszene aktiv. Aurelius, Jahrgang 1995, als Kammermusiker und Liedpianist, Nepomuk, Jahrgang 1991, als Cellist des Adelphi Quartets und in anderen Kammermusik-Formationen. Vor einigen Jahren haben sie erstmals im Bibliothekssaal gespielt und sich in den Raum verliebt. Als sie ihren Festival-Plan den dortigen Entscheidungsträgern vortrugen, stießen sie sofort auf große Bereitschaft. Die Programme finden allerdings nicht nur in der Bibliothek statt. Veranstaltungen gibt es auch im Innenhof von hk-Engineering, einem Betrieb, der sich der Renovierung eines historischen Mercedes-Typs verschrieben hat, und in der „Stoa169“, einer offenen Halle aus 121 Säulen, die von Künstlerinnen und Künstlern geschaffen wurde und die sich nahe des Ammer-Ufers befindet.
Aurelius und Nepomuk Braun zielen dabei auf eine Art Gesamterlebnis Polling. Dort soll nicht nur Kunst erlebt werden, es gibt auch Kulinarisches und eine „polliphonic Party“, mit der ein Austausch zwischen Auftretenden und Publikum ermöglicht werden soll.
Wie man überhaupt auf die Idee eines solchen Festivals kommt? „Mit einer guten Portion Naivität und Spaß daran, etwas auf die Beine zu stellen“, sagt Aurelius Braun. Mittlerweile ist das Organisationsteam auf sieben Personen angewachsen. Was bedeutet: Die vielen Aufgaben müssen (noch) auf recht wenige Schultern verteilt werden. Das Ziel der Brauns: Interessenten sollen einfach nach Polling kommen und dort Künstlerisches mit Kulinarischem verknüpfen, dies alles in ungezwungener Atmosphäre – wofür es im Vorverkauf übrigens auch einen Tagespass gibt. Eine Eintagsfliege soll das Festival keinesfalls bleiben. Für 2024 läuft die Planung bereits, im kommenden Jahr will man sogar einen Tag früher starten. Und das Bouquet noch erweitern, zum Beispiel um ein Kinderkonzert und Volksmusik.
Die Brüder werden zu ihrer Festival-Premiere Ende Juni auch selbst auftreten, allerdings nur in homöopathischen Dosen. Aurelius Braun: „Das soll ja keine Bühne für uns sein, das wäre uns schnell peinlich und bekäme dann ein Selbstdarstellungs-G’schmäckle.“
Informationen
zum Programm und zum Vorverkauf unter polliphonic.de, Telefon 0175/535 93 35.