Rummel um Rammstein

von Redaktion

Auch beim zweiten München-Konzert gibt es Proteste – Journalisten-Verband schaltet sich ein

„München, wir hatten ein Riesenglück mit dem angekündigten Unwetter. Glaubt mir, das andere wird auch vorbeiziehen.“ So bedankte sich Rammstein-Frontmann Till Lindemann am späten Donnerstagabend bei seinen Fans beim zweiten der vier Konzerte diese Woche im Münchner Olympiastadion. Und nahm damit erstmals auf der Bühne indirekt Bezug auf die massiven Vorwürfe, die von mehreren jungen Frauen gegen ihn erhoben werden. Wie berichtet, steht der 60-jährige Sänger unter Verdacht, bewusst weibliche Fans auf privaten Partys für Sex nach und in Pausen eines Konzerts rekrutiert zu haben. Die Frauen sollen – so die Vorwürfe – möglicherweise unter Einfluss von Alkohol, Rauschgift und auch K.o.-Tropfen gestanden haben.

Das sagt die Band

Till Lindemann lässt seine Interessen wie berichtet nun anwaltlich von den Berliner Rechtsanwälten Simon Bergmann und Christian Schertz vertreten. Die auf Medien- und Presserecht spezialisierte Kanzlei hatte per Pressemeldung erklärt, die von mehreren Frauen erhobenen Vorwürfe seien „ausnahmslos unwahr“. Man werde wegen sämtlicher Anschuldigungen dieser Art umgehend rechtliche Schritte einleiten. Die Kanzlei wirft Medien in diesem Zusammenhang „unzulässige Verdachtsberichterstattung“ vor. Außerdem sei gegen die Vorgabe verstoßen worden, „ausgewogen und objektiv“ zu berichten. „In fast allen Fällen fand eine nachhaltige Vorverurteilung zulasten unseres Mandanten statt.“

Das sagt der Deutsche Journalisten-Verband

Der Deutsche JournalistenVerband (DJV) reagierte umgehend auf das Schreiben der Berliner Anwaltskanzlei. Die Juristen wollten damit Medien einschüchtern, die über die Vorwürfe gegen Lindemann berichten und recherchieren, kritisiert die Vereinigung. DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall sagte zum Schreiben der Anwälte: „Die Drohung mit rechtlichen Schritten gegen Journalistinnen und Journalisten ist der Versuch, Medien einen Maulkorb anzulegen.“ Verdachtsberichterstattung sei zulässig, solange sie sich an presserechtliche Spielregeln halte und über gesicherte Fakten berichte. Dass sich der Rammstein-Sänger in Schweigen hülle, verhindere Berichterstattung nicht, solange weitere glaubwürdige Informationen vorlägen: „Die Vorwürfe gegen den Frontmann einer der bekanntesten deutschen Bands sind so schwerwiegend, dass sie recherchiert und berichtet werden müssen.“

Das sagt der Bundeskanzler

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verfolgt die Berichte über die Band Rammstein. Der Kanzler lese nicht nur den politischen Teil der Zeitungen, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag in Berlin bei einer Pressekonferenz auf entsprechende Nachfrage. Auf weitere Nachfrage, ob Scholz Veränderungen in der Musikbranche für nötig halte, sagte der Sprecher, die Debatte darüber sei in der Branche zu führen. Er verwies auf Äußerungen von Familienministerin Lisa Paus (Grüne). Sie hatte die Musikbranche dazu eingeladen, dem Bündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“ beizutreten.

Angriffe auf Demonstranten

Immer heftiger kommt es unter Fans und Gegnern der Band zu Auseinandersetzungen. Auch beim Konzert am Donnerstag versammelten sich Demonstranten im Olympiapark, um sich mit Opfern sexueller Gewalt zu solidarisieren. Wie t-online berichtet, wurde ein Fan, der die Demonstrierenden übel beschimpft hatte, von der Polizei abgeführt.  dpa/kjk

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