Progressive Pop-Poesie aus der Pampa – wo gibt’s denn so was? Im Schambachtal, zwischen Ingolstadt und Regensburg, genauer gesagt: in der 900-Seelen-Gemeinde Sandersdorf – da ist eine bayerische Band daheim, die sich Pam Pam Ida nennt. Sie wäre undenkbar ohne ihren Gründer Andreas Eckert, der als Komponist, Texter, Arrangeur, Produzent und Musikvideo-Regisseur fungiert. Eine Münchner Musikerin meinte einst über ihn, er sei eine Art „Prince aus der Provinz“: Ähnlich wie der legendäre Musiker aus Minneapolis spielt auch Eckert viele verschiedene Instrumente – auf dem Debütalbum der Band von 2017 unter anderem Klavier, Tenorhorn, Akkordeon, Kalimba, Synthesizer, Schlagzeug, Percussion und diverse Gitarren; zudem komponiert er wie ein König und groovt wie die Sau.
Anders als Prince ist Pam Pam Ida allerdings ein echtes Kollektiv. Der Sound der Band wird stark durch fünf weitere Musiker-Persönlichkeiten geprägt, die bei den Kompositionen und Arrangements einige Wörtchen und Sätze mitzureden haben: Gitarrist Daniel Randlkofer, Bassist Jürgen Neumeier, Schlagzeuger Julian Menz sowie die beiden Multi-Instrumentalisten Christian Winkler und Thomas Thumann.
Das Resultat ist ein abenteuerlicher, abwechslungsreicher Mix aus (unter anderem) Indie-Rock, Soul, Folk und Elektronik – mit treibenden Tempi fürs Tanzbein und betörenden Balladen fürs Gemüt. Pam Pam Ida erweisen sich hierbei als gottbegnadete Gratwanderer: Ihre Songs sind höchst liebevoll produziert, aber nie überkandidelt; sie verfolgen einen künstlerischen Anspruch, wirken jedoch nicht verquast oder verkopft, sondern stets extrem unterhaltsam.
Obwohl bisweilen herzerwärmende Blockflöten, herzergreifende Geigen und herzerfrischende Hörner zum Einsatz kommen, klingen die Lieder keineswegs nach Hoagartn, Bierzelt oder Dorfdisco, sondern eher wie eine fette internationale Großproduktion aus den Achtzigerjahren – nur eben mit Texten in derbem Dialekt. Da beklagt Andreas Eckert beispielsweise den tragischen Tod eines tauben Katers („D’ Nachbarin hod unsan Koda zammgmaht“), kritisiert krankhafte Konsumgier („Kaff den Scheiß!“) oder besingt das rauchgeschwängerte Liebesnest einer Dorfrand-Diva, die auf ein gewisses Kraut abfährt („In ihra Budn skunkts hart“).
Nach den drei meisterlichen Alben „Optimist“, „Sauber“ und „Frei“ folgten die Corona-Jahre, in denen die Band drei Vinyl-EPs veröffentlichte: „Nix versammt“ (2021), „Reparaturwerkstatt Nübl“ (2022) und „Koa Moang“ (2023). Nun sind diese EPs gebündelt auf einer CD mit dem auf den ersten Blick etwas kryptischen Titel „(1/3, 2/3, 3/3)“ erschienen. Dabei spiegeln die drei Mini-Alben sozusagen die verschiedenen Phasen der Covid-Ära wider: Während die erste EP etwa noch von einsamen Klangbasteleien geprägt ist, lebt die zweite schon von der Freude, endlich wieder gemeinsam musizieren zu dürfen.
Apropos: Pam Pam Ida sind nicht zuletzt eine phänomenale Live-Band, die mit einer charmanten Kombination aus durchdachter Dramaturgie und lausbubenhafter Lässigkeit regelmäßig für Begeisterungsstürme beim Publikum sorgt. Die Münchner können sich schon am kommenden Freitag aufs Neue davon überzeugen lassen – da spielen Pam Pam Ida als Vorgruppe für Hubert von Goisern auf dem Königsplatz. In gewisser Weise schließt sich damit für Andreas Eckert ein Kreis: „Ich bin aufgewachsen mit Hubert von Goiserns Musik“, erzählt er. „Das war damals meine erste Kassette!“
Pam Pam Ida:
„(1/3, 2/3, 3/3)“
(F.A.M.E. Recordings).