Schon beim Einlass wird klar: Hier ist heute alles ein wenig anders. Die Allerkleinsten stehen im Mittelpunkt dieser Uraufführung in der Münchner Schauburg. „Ab drei Jahre“ lautet die Altersempfehlung, und so tummeln sich im Foyer des Jugendtheaters an diesem Nachmittag jede Menge aufgekratzt-neugierige, aufmerksam beobachtende oder ein bisschen ängstliche Kleinkinder in Begleitung ihrer Eltern. Die Schauspieler David Campling und Sibel Polat, die gemeinsam das Objekttheaterstück „Socken, Mond und Sterne“ bestreiten, holen die aufgeregten Theater-Debütanten persönlich ab. Vorher erklären sie noch, was Theater eigentlich ist. Dass es dabei auch mal dunkel wird. Aber immer jemand da ist, der auf einen aufpasst.
Ein kurzes Befühlen der mit viel Glitzer, Tüllstoff und originellen Details versehenen Kostüme. Dann geht’s hinab in die Kleine Burg, mitten hinein in eine an den Weltraum erinnernde Szenerie. Junge und ältere Zuschauer verteilen sich auf den Sitzkissen am Rande des Raums. Campling und Polat liegen erst einmal schlafend in der Mitte. Wie ein Traum entfaltet sich dann bei ihrem Erwachen die assoziationsreiche Geschichte, in der sich Groß und Klein nicht nur beim beständigen Umeinanderkreisen wiedererkennen können. Socken anziehen oder nicht, ist da nur eine von vielen Fragen, die im Laufe eines Tages im Kinderzimmer entstehen können.
Sanft angestrahlt hängen Gegenstände von der Decke herab, die alle im Verlauf des knapp 40 Minuten dauernden Stückes zum Einsatz kommen: Die weißen Kugeln bergen unterschiedliche Geheimnisse. Die Gitarre ist natürlich wichtig zur musikalischen Umrahmung. Mit dem Segelboot kann man entkommen und Abenteuer weit weg von zu Hause erleben. Die Stehlampe dient zur Beleuchtung, na klar. Aber mit dem darüber geworfenen Tüllrock von Sibel Polat ist sie irgendwann auch ein verschneiter Hügel, über den die neu gefundenen Freunde Toni Tomate, Superheldinnenschwein Billi und die freche Maus in eine Schlittenpartie sausen.
Man spürt sofort, dass Regisseurin Ania Michaelis bereits Erfahrung mit dem Kleinkindertheater hat. Ihre Inszenierung „Willkommen, Bienvenue, Wëllkomm!“ war vergangenes Jahr im Rahmen des Kuckuck-Theaterfestivals für Anfänger in der Schauburg zu sehen.
Ihre zauberhaften Bilder, Traumszenen und kurzen Episoden sind ausnahmslos der Lebens- und Vorstellungswelt von Kindergartenkindern entsprungen. Mit dem knallroten Matchbox-Cabrio düsen die imaginären Freunde durch den dunkelblauen Schauburg-Kosmos, in dem jeder Wattepompon einen Ton erzeugt, die Maus zum Geburtstag einen Rapsong über Käsespätzle und Käsekuchen singt (Musik: Bruno Franceschini) und die gelben Gummigießkannen sich zum aufmunternden Chor formieren. Dabei haben sie allerdings leider nicht richtig verstanden, was mit „Ermunterung“ gemeint ist. Denn alles, was ertönt, ist ein vielstimmiges „Ojeojeojemine“. Macht nichts. Trotzdem lustig.
Campling und Polat spielen sich mit beeindruckendem Körpereinsatz durch die verschiedenen Stationen dieses fantasievollen Nachmittags, robben, rutschen, springen und turnen, brummen, flüstern, murmeln, singen und ziehen im Laufe dieser kleinen, feinen Aufführung alle Zuschauer in ihren Bann. Egal welchen Alters.
Nächste Aufführungen
heute und morgen in der Schauburg; Tickets und Infos unter Telefon 089/ 23 33 71 55.