Kaum zu glauben: Die kanadische Rockband Saga ist seit sage und schreibe viereinhalb Jahrzehnten im Geschäft. Bei ihrem Auftritt in der ausverkauften Muffathalle wird sofort klar: Die fünf virtuosen Veteranen sind nach wie vor leidenschaftlich bei der Sache, und sie haben es immer noch drauf. Mit übersprudelnder Spielfreude verweben sie brillante Gitarren- und Keyboard-Läufe – und mit ihren zeitlos guten Songs beweisen sie, dass sich kunstvolle Kompositionen und rotzige Riffs nicht ausschließen. Hut ab vor diesen Progrock-Pionieren: Das progt nicht bloß, das rockt auch richtig. Allen voran der charismatische Sänger Michael Sadler: Er wird im kommenden Jahr 70 und präsentiert sich bereits heute mit Methusalem-Bart, doch seine glasklare, kräftige Stimme tönt prachtvoll wie eh und je – als hätte er seit Jahrzehnten mit Jungbrunnen-Wasser gegurgelt. Glänzend gelaunt führt er mit charmanten Ansagen auf Deutsch durch das Programm und animiert das Publikum zu wahren Mitsing-Orgien. „München ist immer ein Heimspiel“, betont er. Tatsächlich hat die Band hier im Laufe der Jahrzehnte diverse Live-Alben aufgenommen, und die treuen Fans sorgen auch diesmal wieder für eine tolle Atmosphäre: Gemeinsam mit dem quicklebendigen Quintett auf der Bühne feiern sie eine rauschende Retro-Party.
Überraschende neue Arrangements sucht man hier vergeblich, und auch die Setlist bietet im Prinzip genau das, was das Ü-50-Herz wünscht: Bei Uralt-Nummern wie „Tired World“ vom Saga-Debütalbum aus dem Jahr 1978 bekommen Nostalgiker leuchtende Ohren, ehe die Stimmung bei Hits wie „Don’t be late“ oder „Wind him up“ ihren Siedepunkt erreicht. Alles beim Alten also bei den Rock-Dinos aus Toronto. Wenn sie so weitersprudeln und -gurgeln, können sie vielleicht sogar noch ihr 50. Bandjubiläum mit einer Tour feiern. Darauf freuen wir uns schon jetzt.