Dreimal ging es um Manfred im jüngsten Abo-Konzert der Münchner Philharmoniker am Mittwochabend in der gut besuchten Isarphilharmonie. Zweimal widmeten sich Orchester und Gast-Dirigent Omer Meir Wellber „Manfred“, dem romantischen Helden aus Lord Byrons dramatischem Gedicht. Dazwischen präsentierten sie eine Uraufführung des Komponisten Trojahn, der den gleichen Vornamen trägt wie der tragische Held.
In „Achéron. Lune après jour… nous attendons (René Char)“, Trojahns Auftragskomposition für die Münchner Philharmoniker, stellt er wie im Concerto grosso die Gruppe der vier Solo-Schlagzeuger dem Orchester aus dunklen Streichern, Holz, Blech, Harfe, Pauke sowie solistischer erster und zweiter Geige gegenüber. Geschrieben wurde das Werk im Gedenken an Peter Sadlo, dem herausragenden Schlagzeuger und unvergessenen Solo-Pauker der Münchner Philharmoniker, der 2016 starb.
Wer ein virtuoses und Aufsehen erregendes Schlagwerk-Opus erwartet hatte, wurde enttäuscht. Trojahn setzt nicht auf den atemberaubenden Einsatz des Instruments, sondern macht die Musiker – hier die Philharmoniker Sebastian Fröschl, Jörg Hannabach, Michael Leopold und (als Gast) Mathias Lachenmayr – sowie die beiden Geiger zu herausragenden Partnern ihrer Orchesterkollegen.
Die vielschichtige, oft metallisch, zuweilen grell aufleuchtende Musik soll an den Unterweltfluss Acheron aus der griechischen Mythologie erinnern. Die Philharmoniker musizierten mit Hingabe und ernteten viel Beifall – auch vom Komponisten.
Aus Schumanns Schauspielmusik zu Byrons „Manfred“ hat sich vor allem die Ouvertüre erhalten. Omer Meir Wellber und das Orchester setzten die zwischen Wildheit und Zartheit zerrissene Gefühlswelt des Titelhelden überzeugend frei und stürzten sich zum Abschluss in Tschaikowskys „Manfred“- Symphonie. Mit ungebremstem Temperament und wilder Gestik wühlte der Dirigent die Emotionen auf und sorgte mit den Philharmonikern für knalliges Theater in den Ecksätzen. Dem Publikum gefiel das und es applaudierte heftig.