Unterwegs als Hilfsermittler

von Redaktion

Wir haben beim neuen „,Tatort‘-Game“ mitgerätselt

VON RUDOLF OGIERMANN

Auf dem Sofa sitzen und schnell wissen, wer der Täter ist – das kann jeder Krimifan. Und wer bei Twitter unterwegs ist, sieht sich beim „Tatort“ Sonntag für Sonntag mit entsprechenden Posts konfrontiert („Wenn da so’n Promi mitspielt, kann es doch nur der gewesen sein…“). Aber selbst ermitteln, wenn auch unter Anleitung der (Fernseh-)Kommissare – das ist noch mal etwas anderes. Der Autor dieses Textes hat mitgemacht beim „,Tatort‘-Game“, das der Südwestrundfunk (SWR) aus Anlass der letzten Folge vor der Sommerpause ins Netz gestellt hat. Und – um es gleich zu gestehen – nach zwei Stunden aufgegeben.

Dabei nehmen einen die Kommissare Lannert und Bootz (Richy Müller und Felix Klare) nach dem Klick auf den Link sofort an die Hand – und zwar in Echtzeit. Wer beispielsweise um 20 Uhr das Spiel startet, bekommt ab diesem Zeitpunkt im Minutentakt im Wechsel Textnachrichten der Kriminaler auf PC, Tablet oder Smartphone. Und nicht nur das, auch Fotos und Videos werden nach und nach gepostet – vom Tatort, von Ermittlungen vor Ort, aus einer Überwachungskamera, von Vernehmungen.

Es geht um einen Objekt- und Personenschützer namens Alexander, der tot in einem Brunnen mitten in Stuttgart aufgefunden wird, vermutlich erschlagen. „Schau dir den Tatort genau an, was fällt dir auf?“, wird dann gefragt – und wenn man nicht sofort das Wichtige sieht: „Schau noch mal genau hin!“ Nicht nur mit den Kommissaren, auch mit Gerichtsmediziner Daniel Vogt (Jürgen Hartmann) sowie mit Zeugen und weiteren Beteiligten ist man als Hilfsermittler im Kontakt. Und wenn es mal nicht weitergeht, kommt der nächste Hinweis.

Mit dem aktuellen Fall aus Stuttgart, „Die Nacht der Kommissare“ (wir berichteten), hat das „,Tatort‘-Game“ übrigens nichts zu tun, außer dass es ebenfalls in der baden-württembergischen Landeshauptstadt spielt und eine obskure (Fake-)Kneipe namens Wilder Mann eine Rolle spielt. Der Lösung näher – so viel lässt sich sagen – bringen den Spieler oder die Spielerin ganz oft zu entschlüsselnde Zahlenkombinationen – der Pin vom Handy des Opfers, das Lannert weiterbringen soll, der Türcode, mit dem sich Bootz Zugang zu einem Raum verschafft, in der er einen Verdächtigen vermutet.

Der Server ist stabil, der Chatbot funktioniert – man glaubt sich über weite Strecken tatsächlich in einem echten Dialog mit den Kollegen auf Zeit. Beim Chat mit Zeugen stößt das System (oder doch das eigene kriminalistische Talent?) dann allerdings an Grenzen. Rapperin Dani, eine Schlüsselfigur im Fall, lässt sich die entscheidenden Informationen nicht entlocken, man redet irgendwie aneinander vorbei. Und dann kommt auch keine Nachricht mehr. Ende.

Wer dafür sorgen will, dass der Fall Alexander kein Cold Case wird – voraussichtlich noch ein Jahr lang lässt er sich via „,Tatort‘-Game“ sozusagen „spielend“ lösen.

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