Um die Bedeutung mancher Alben zu erahnen, muss man lesen. Bei anderen genügt es, ein paar Songs zu hören. Für Selwyn Birchwood gilt beides. Sein unerhört heißer Mix aus trockenem, jazz-beeinflusstem Chicago Blues fährt ohne Umwege in die Magengrube, mit seiner eindrucksvollen, fesselnden Stimme wendet er sich direkt an die Seele. Man muss nicht wissen, dass Birchwood 2015 für sein Debüt einen Blues Music Award erhalten hat. Man muss auch nicht den sehr guten Vorgänger „Living in a burning House“ (2021) kennen, um „Exorcist“ und seine 13 ausnahmslos großartigen Stücke mit mehr als einem Schuss Übersinnlichem in den Texten als Riesenschritt zu verstehen. Es schadet aber nichts, wenn man sich zu dieser schönen, violetten Vinylscheibe gleich noch die gesamte Diskografie ins Regal stellt. cu