Jedes Kind – übrigens nicht nur in Bayern – kennt die Geschichten vom Meister Eder und seinem Pumuckl. Sie sind Kulturgut, haben ganze Generationen unterhalten, vor allem zum Lachen gebracht und sich damit einen festen Platz im Herzen von Millionen Zuhörern (ursprünglich war es ja ein Hörspiel) und Zuschauern gesichert. Da kann man kaum glauben, dass Amazon Prime Video nun eine Altersbeschränkung für den Zugang zu den Folgen eingebaut hat. Aber so ist es: Bei dem Streamingdienst, der sich vor einigen Jahren die Rechte an der Serie gesichert hat, gibt es den Pumuckl erst ab zwölf Jahren.
Zuerst hatte die „Passauer Neue Presse“ darüber berichtet. In dem Artikel wird auf die Betreiber der Facebookseite „Drehorte München“ verwiesen, die auf diese Beschränkung eher zufällig aufmerksam wurden. „Mit der Familie wollten wir vor wenigen Tagen ein paar Folgen ,Meister Eder und sein Pumuckl‘ auf Amazon Prime anschauen“, heißt es in einem Eintrag vom 7. Juni. „Wir haben uns über den Account der Kinder eingeloggt und konnten die Serie nicht finden.“ Nach einer Weile sei ihnen der Gedanke gekommen, dass die Serie wahrscheinlich erst ab sechs Jahren freigegeben und deswegen nur über den Account der Eltern zu finden sei. Dann die Überraschung: Die Reihe ist bei Amazon erst ab zwölf (!) Jahren freigegeben. Der Grund könnte sich unter dem Punkt „Weitere Informationen“ finden: Dort sind die Begriffe „Gewalt, Alkoholkonsum und Rauchen“ aufgeführt.
Fast 3000 Mal wurde der Facebook-Beitrag inzwischen kommentiert, vor allem von Pumuckl-Fans. Der Tenor: So ein Schmarrn! Die Altersbegrenzung ist umso erstaunlicher, als dass sie sich nicht an der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) orientiert, in Deutschland die maßgebliche Institution bei dem Thema. Die hat zum Beispiel den Kinofilm „Meister Eder und sein Pumuckl“ aus dem Jahr 1982 mit FSK 0 bewertet – also ist der sozusagen für Babys geeignet. Unsere Zeitung fragte bei Amazon nach den Gründen für die Entscheidung – bis zum Redaktionsschluss die-ser Ausgabe gab es noch keine Antwort.
Und so kann man nur spekulieren, ob es – zumal bei einem US-amerikanischen Konzern wie Amazon – automatisch bei Szenen, in denen ein Bier getrunken (was beim Meister Eder ja nicht sooo selten vorkam), geraucht oder vielleicht auch mal geprügelt wird (gab es je eine Wirtshausschlägerei im „Pumuckl“? Möglicherweise ja), automatisch eine Altersbeschränkung gibt? Wir werden sehen.
Wichtig ist noch zu erwähnen – und um Missverständnisse zu vermeiden: In dieser Diskussion geht es um die Ur-Version der Serie, nicht um die Neuauflage, die RTL+ gedreht hat. Die feiert Premiere auf dem Münchner Filmfest, und zwar am kommenden Samstag um 11 Uhr in der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Mal schauen, ob in den neuen Folgen geraucht und getrunken wird…