Kaiserliche Kreativität

von Redaktion

PREMIERE „Die unendliche Geschichte“ nach Michael Endes Roman verzaubert im Deutschen Theater München

VON KATRIN BASARAN

Erstaunlich, wie aktuell das alles ist: Michael Ende (1929-1995) hat „Die unendliche Geschichte“ 1979 verfasst. Ein Buch, das Kinder wie Erwachsene fasziniert, ein leidenschaftliches Plädoyer ist für die Fantasie, Wünsche, den freien Willen – und den richtigen Umgang damit. Themen wie Mobbing und Machtmissbrauch, Verführung, Manipulation und Wahnsinn werden wie selbstverständlich gestreift. Noch bis Sonntag zeigt das Deutsche Theater München diese einzige, von Endes Erben autorisierte Bühnenadaption in der Inszenierung des Salzburger Landestheaters, das die märchenhaften Abenteuer von Atréju, Bastian, dem Glücksdrachen Fuchur, der Kindlichen Kaiserin und all den anderen zauberhaften Geschöpfen aus dem Gedankenpalast von Michael Ende hinreißend erzählt.

Die Premiere am Mittwoch ließ jedenfalls keinen kalt. Zum Glück ist zum Schluss ja alles gut. Aber die Reise dorthin – und darum geht es – ist gespickt mit Herausforderungen, Wundern und Lehrstunden für Bastian Balthasar Bux. Auf der Flucht vor hänselnden Mitschülern – „Fetti, Fetti, sitzt auf der Toiletti“ – landet er hier in einem stillgelegten Theater, wo er auf den Souffleur Karl Konrad Koreander trifft, der ihm ein ungewöhnliches Buch anvertraut: Stück für Stück zieht es ihn in die Geschichte von Phantásien, wo das große Nichts die Kindliche Kaiserin bedroht. Der Krieger Atréju macht sich mit dem mächtigen Auryn auf die Suche nach Rettung durch ein Menschenkind.

Wenn hier Ideen, Kreativität und der Kampf darum verhandelt werden, sind die Theatermacher vorne dabei: Mit scheinbar schlichten Mitteln wie Leinwandprojektionen entstehen ganze Welten wie die Sümpfe der Traurigkeit, die Wüste Goab, der Nachtwald oder die Spukstadt. Auch die Begegnung von Atréju und Bastian im Spiegel, und damit der Übergang von realer und Fantasiewelt, werden so abgebildet. Der Elfenbeinturm der Kaiserin wiederum ist eine Art Lichtinstallation, in der die Herrscherin an einem Trapezring akrobatische Nummern vollführt – einfach, doch wirkungsvoll.

Überhaupt, die Ausstattung – sie ist, was an dieser Inszenierung so viel Freude macht: Handpuppen agieren selbstverständlich mit Menschen, die Schlamuffen mischen als wilde Schmetterlinge die Bühne auf, Korbgeflechte werden zu Tierköpfen und Fuchur, der so lustig bei jeder Landung rülpst, kann wirklich fliegen! Das alles wird vom exzellenten Ensemble mit Leben erfüllt, das leichtfüßig und mit Spaß etliche Rollenwechsel vollzieht: vom Felsenbeißer zu Fuchur, vom abweisend weisen Wesen Morla zum Orakel Uyulála, von der ebenso fiesen Xayide auf ihrem Elektro-Bike zum Irrlicht.

Neben Martin Trippensee, der Fuchur mit seinem Puppenspiel so authentisch Leben einhaucht, sei stellvertretend Leyla Bischoff herausgehoben, die ihren Atréju mit einer Leidenschaft und Loyalität versorgt, die Bastian (Aaron Röll) zur Rückkehr in die Realität und damit wieder zu sich selbst verhilft.

Tosender Applaus!

Weitere Vorstellungen

bis 25. Juni; Karten: tickets.deutsches-theater.de.

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