Sehr spät wurde die dänische Schriftstellerin Tove Ditlevsen in Deutschland entdeckt. Erst 2021, fast ein halbes Jahrhundert nach ihrem Suizid, reüssierte im Aufbau Verlag die „Kopenhagen-Trilogie“. Nach diesem autofiktionalen Werk folgt nun der Erzählband „Böses Glück“. In ihrer charakteristisch knappen, kalten, zwingenden Sprache erzählt Ditlevsen Alltagsschicksale. Im Zentrum stehen oft Frauen, die sich ein anderes Leben wünschen. „Helga hatte schon immer, und vollkommen widersinnig, mehr vom Leben verlangt, als es bieten konnte“, heißt es etwa in „Der Regenschirm“. Auch Kinder träumen sich am liebsten hinweg wie Hanne in „Abend“: „Sie wollte immer an einem anderen Ort sein als da, wo sie gerade war.“ Selbst die Männer, die hier die Macht haben, sind in Zwängen gefangen. Vorsicht also: Es gibt wenig Erlösung in diesen Geschichten. sp