Schwarz-weiß ist die Kleiderordnung der Münchner Philharmoniker an diesem CSD-Samstag, an dem ganz München in Regenbogenfarben leuchtete. Immerhin war das Programm in der Isarphilharmonie von bunten Farbtupfern durchzogen.
Schließlich ist Peter Tschaikowsky einer der berühmtesten Homosexuellen der Musikgeschichte; seine Kompositionen sind auch Ausdruck persönlichen und sozialen Erlebens als schwuler Mann. Ein Glück, dass dieses Orchester aus der vollen Palette der Klangfarben schöpfen kann – um das Seelendrama hörbar zu machen, welches in Tschaikowskys 4. Symphonie pulsiert. Gustavo Gimeno, kurzfristig für Santtu Matias Rouvali eingesprungen, geht taktvoll zu Werke, dem er mit seinem eleganten Dirigat ein ganzes Prisma an Klangfarben entlockt. An solchen geizte auch Béla Bartók nicht. Seine Tanzsuite für Orchester ist durchzogen von transkulturellen Anklängen und polyrhythmischen Taktfolgen. Nervös und energetisch ist diese hochexpressive Musik, die von Gimeno und den Philharmonikern scharf akzentuiert, sehr sauber und wie aus einem Guss interpretiert wird. Von Ambivalenzen dagegen durchzogen ist Bartóks erstes Violinkonzert, das den Bogen divers aufspannt zwischen harmonisch verklärter Gefühlsdichte und scharfen Dissonanzen. Barfuß und in roter Robe fegt Patricia Kopatchinskaja wie ein Wirbelwind auf die Bühne und feuert ultradynamisch und hochenergetisch ein Feuerwerk an Klangfarben ab. Diese Geigerin will und kann einfach alles. Nicht zuletzt beherrscht sie das Spiel mit dem Publikum, das sie in ihrer Zugabe zum Singen bringt – nur einer von vielen Farbtupfern an diesem Abend.