München vor 55 Jahren: Der walisische Sänger Tom Jones ist zum ersten Mal hier, als Gast der Bambi-Verleihung. Außerdem, wir schreiben das Jahr 1968, hängt der „Tiger“ (zu Beginn der Karriere war er als „Tiger Tom“ durch Bars getingelt) in vielen Jugendzimmern an der Wand. Im „Bravo“-Kalender von 1968 war er „Star des Monats Juli“.
München 2023, Freitagabend, 19 Uhr: Tom Jones, 83 Jahre, geht langsamen Schrittes auf die Bühne der ausverkauften Tollwood-Musikarena und alle erheben sich von ihren Sitzen. Sie huldigen mit lautem Applaus der lebenden Legende, noch bevor diese überhaupt ein Wort gesagt und einen Ton gesungen hat. In den nächsten gut 100 Minuten wird Jones einige Anekdoten erzählen und 22 Songs singen – beides mit viel Freude und wie ein junger Gott. „I was born with the Gift of a golden Voice“, lautet eine Zeile aus „Tower of Song“. Ein Lied von Leonard Cohen, einem von vielen Songschreibern und Musikern, die Tom Jones überlebt hat und deren Songs er auf seiner aktuellen Welttournee „Ages & Stages“ singt.
Jones hat fürwahr eine goldene Stimme geschenkt bekommen, mit der er auch heute noch scheinbar mühelos alle Tonlagen und -längen erreicht. Mit viel Freude und einer perfekten Begleitband. Bei seinen Welterfolgen wie „Sex Bomb“ (Lied Nummer 6 auf der Setliste, mit akustischem, langsamen Vorspiel) und „Delilah“ gleicht die Händehochhaltedichte der Generation 50plus in der Arena jener der Generation Z (Geburtenjahrgänge 1995 bis 2010) bei Harry Styles. Nur ohne Gekreische.
Möge Tom Jones’ Wunsch in Erfüllung gehen, den er beim Tollwood geäußert hat: mindestens 90 Jahre alt zu werden und wiederkommen bei der nächsten Tour.