Ein besonderes Jahr steht der Schauburg in der Spielzeit 2023/2024 bevor: Das Münchner „Theater für junges Publikum“ wird 70 Jahre alt. Da mag das Spielzeit-Motto „Streiten“ auf den ersten Blick gar nicht so recht passen. Aber auf den zweiten sehr wohl, meint Intendantin Andrea Gronemeyer. Schließlich habe es in den Jahrzehnten, in denen aus dem einstigen Kino und der späteren Märchenbühne die innig geliebte Schauburg wurde, auch öfter mal ordentlich geknallt, vor und hinter den Kulissen.
Kulturreferent Anton Biebl sieht das ähnlich: „In einer Demokratie kommt man nur weiter, wenn man streitet. Deswegen gefällt mir das Motto so, und besonders die Anleitung zum ‚Gut Streiten‘ am Ende des Spielzeit-Hefts.“
Das Zielpublikum der Schauburg umfasst eine Altersspanne von drei Monaten bis zur 13. Klasse, und das Programm wird allgemein sehr gut angenommen. Eine Auslastung von mehr als 90 Prozent, vergangenen Winter gar 98 Prozent, davon können viele Kulturstätten in München nur träumen.
Grund könnte nach Ansicht des Kulturreferenten sein, dass man Kindern hier immer auf Augenhöhe begegne. Auf alle Fälle zeigten solche Zahlen, wie „gebraucht und gewollt“ dieses Theater sei. „Die Kinder und Jugendlichen leben heute in einer Zeit der großen Veränderungen“, fügte Intendantin Gronemeyer hinzu. „Um sie herum ist Streit. Gleichzeitig gehört Streit zu jeder Kindheit dazu, und es gibt eine große Lust am Streiten und Miteinanderkämpfen.“
Diese Grundgedanken finden auf unterschiedliche Weise im Programm der nächsten Spielzeit ihre Umsetzung. Da gibt es am 7. Oktober eine neue Variante von Shakespeares „Sommernachtstraum“ in der Regie von Jan Friedrich, in dem der Klassiker aus frischer, junger Sicht für ein Publikum ab 14 Jahren erzählt werden soll. Ein Schmankerl für Musikfans derselben Altersstufe verspricht ein Projekt über Mozarts Requiem zu werden, das momentan noch den Arbeitstitel „Erhebe dich“ trägt und am 13. Januar das Jahr 2024 in der Schauburg einläutet. Eine weitere Neubearbeitung eines Bühnenklassikers verbirgt sich hinter dem Titel „Robinson & Crusoe“, die Regisseur Kilian Bohnensack am 23. Februar 2024 zur Aufführung bringen wird. Für die Allerkleinsten ab zwei Jahren gibt es die Ensembleproduktion „Drunter & drüber“.
Noch stärker mit dem Jahresmotto „Streiten“ beschäftigen sich die Koproduktionen mit dem belgischen Theater Laika: das Stück „Superheros letzte Schlacht“, das ganz ohne Worte auskommt, dafür aber ein paar Superhelden in ihrer ganzen Nutzlosigkeit zeigt. So wie „Ich will aber!“ von Miriam Tscholl, in dem Zuschauer ab acht Jahren etwas über Regeln, Mitbestimmung und Kompromisse lernen können. Gefeiert wird dazwischen auch. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich schon bald: Das Festival „Südwind“, das zum zweiten Mal stattfindende Theatertreffen für ein junges Publikum, wird vom 5. bis 11. Juli für viel Party, Konzerte, Spiel, Spaß und natürlich Theater rund um den Elisabethplatz sorgen.