Sie ist Schauspielerin, Drehbuchautorin, Regisseurin und Filmproduzentin. Sie ist Kunsthistorikerin, Kuratorin und Schriftstellerin. Sie ist Mutter von vier Kindern. Eine Frau also, die vor kreativer Energie nur so strotzt und der einfach alles gelingt, von Job bis Partner- und Mutterschaft. Von wegen. In ihrem Buch „Das ewige Ungenügend“ beschäftigt sich Saralisa Volm sehr ausführlich und extrem erfrischend mit dem Gefühl der eigenen körperlichen Unzulänglichkeit. Zwar steht Volm als Schauspielerin noch etwas mehr in der Öffentlichkeit als andere Frauen und damit auch öfter im erbarmungslosen Scheinwerferlicht. Doch worüber die in Freising und Bad Tölz aufgewachsene Autorin hier akribisch, selbstironisch und kenntnisreich schreibt, da bleibt einem manchmal buchstäblich die Spucke weg.
„Eine Bestandsaufnahme des weiblichen Körpers“ lautet der Untertitel des spannend zu lesenden Buches, das irgendwo zwischen eigenen Erfahrungen und Reflexionen zum Thema, bewusst Distanz wahrendem Sachbuch und wütendem Pamphlet einzuordnen ist.
Es ist ein Kampf gegen Schönheitsoperationen und Botox in der Mittagspause, gegen Hungerkuren und Bulimie, gegen die allgegenwärtige Makellosigkeit auf Instagram, gegen permanente Selbstzweifel und damit verbundene andauernde Selbstoptimierungsversuche. Seine enorme Stärke und lange nachhallende Wucht bezieht Volms Buch vor allem aus der konsequenten Einbeziehung des eigenen Lebens, von den ersten unbedachten Sätzen der Eltern oder der Verwandtschaft am Esstisch bis zu den arglosen Äußerungen der eigenen Tochter. Verärgert stellt sie fest, wie lange sie immer nur mit den vermeintlichen Mängeln ihres Körpers beschäftigt war, anstatt sich schöneren Dingen zu öffnen.
„Das ewige Ungenügend“ ist ein mit drastischen Mitteln angesetzter Versuch der Befreiung aus diesen gesellschaftlichen Zwängen und Erwartungen – und gleichzeitig eine Schlacht gegen Windmühlenflügel.
Saralisa Volm:
„Das ewige Ungenügend“. Ullstein Verlag, Berlin, 268 Seiten; 21,99 Euro.