„Wir haben die Kraft, etwas zu verändern“

von Redaktion

NoViolet Bulawayo stellte ihren hellsichtigen Roman „Glory“ im Münchner Literaturhaus vor

VON MICHAEL SCHLEICHER

Ein Buch, das unbedingt politisch ist und zugleich saukomisch. Ein Buch, das laut ist und dennoch durchwirkt von leiser Nachdenklichkeit. Ein Buch, das nach einer neuen literarischen Ästhetik sucht, sie auch findet und dabei nie vergisst, dass Lesen zugleich Unterhaltung ist. Ein solches Buch ist „Glory“, erschienen im Suhrkamp Verlag; NoViolet Bulawayo hat ihr Werk am Mittwoch im Münchner Literaturhaus vorgestellt.

Die Autorin, die 1981 in Simbabwe geboren wurde und den Namen des Ortes, an dem sie aufwuchs, als Nachnamen wählte, erzählt in ihrem Roman eine farbsatte Fabel: Jidada heißt das fiktive afrikanische Land, eine Nation vermenschlichter Tiere, die unter der Diktatur des Alten Pferdes leiden, jubeln, leben. Natürlich winkt da von Ferne Orwells

„Farm der Tiere“, doch NoViolet Bulawayo geht sehr viel weiter: erzählerisch und stilistisch. „Glory“ sei ein „geräuschvoller Roman“, sagt Marion Bösker-von Paucker in ihrer Einführung. „Ein Buch, das man laut lesen möchte, vielleicht sogar laut lesen sollte.“ Das unbedingt – vor allem wenn, wie im Literaturhaus, Stefan Wilkening am Mikro sitzt. Der Schauspieler wuchtet die Geschichte auf die Bühne – schillernd, schaurig, schräg, schön.

Im von Günter Keil elegant geführten Gespräch macht die Schriftstellerin klar, dass sich in „Glory“ natürlich die Geschichte ihres Heimatlandes sowie von dessen Machthaber Robert Mugabe spiegelt – aber eben nicht nur: „Überall auf der Welt werden Menschen unterdrückt.“ Da ihre Figuren Tiere seien, werde „die Absurdität der Rituale der Macht“ noch deutlicher.

Was die Zukunft der Welt angeht, ist NoViolet Bulawayo indes unentschieden: „Wir lernen nicht aus der Geschichte. Aber das ist nicht nur ein Problem in Simbabwe. Zum Menschsein gehört jedoch auch, hoffnungsvoll zu sein. Denn wir haben die Kraft, etwas zu verändern.“ Nicht nur in Simbabwe.

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