Sie fegen die Kulturszene durch

von Redaktion

Das Bergson Kunstkraftwerk eröffnet Pop-up-Filiale direkt am Marienplatz

VON KATJA KRAFT

Es gibt ja immer Leute, die erst einmal meckern. Denen, wenn jemand eine gute Idee hat, 38 Gründe einfallen, warum die eh nicht realisierbar sei. Schon als Kinder Typ Seifenblasen-Zerstecher. Solche Leute halten das gigantische Projekt, das Michael und Christian Amberger mit ihrem Team auf dem Gelände des einstigen Heizwerks in Aubing realisieren, für eine Totgeburt: Konzertsaal, Kunstgalerie, Nachtclub, Kaminzimmer, Kleinkunstbühne, Restaurant, Biergarten, alles auf einmal entsteht da im Münchner Westen. Die Ambergers nennen’s Bergson. Ein Kunstkraftwerk, das allen Kulturbegeisterten ab 8. Januar 2024 so richtig einheizen will.

Einen Appetithappen gibt’s schon jetzt mitten in München. Eine sogenannte Pop-up-Filiale stellen die Ambergers heute vor. Ein Mini-Bergson in bester Lage. Direkt am Marienplatz, im neuen Rathausgebäude, dort, wo bis Ende 2020 Münzinger seine Sportartikel verkaufte, wollen sie ab Mitte Juli ihr Aubinger Projekt präsentieren. Auf 650 Quadratmetern kann man hier nun sechs Monate lang Bildende Kunst, Musik und kulinarische Snacks genießen. Die Schaufenster haben sie weit aufgerissen. Blick frei für Visionen.

Innerhalb der Stadtpolitik soll das nicht jeden begeistern, hört man. Fürchten da manche die Initiative zweier Unternehmer als Konkurrenz für städtische Kulturinstitutionen? Oberbürgermeister Dieter Reiter verweist auf Anfrage an das Kulturreferat. Dort zeigt man sich neugierig auf das Bergson Pop-up. „Ich bin gespannt, inwieweit wir bereits einen programmlichen Ausblick auf das Bergson Kunstkraftwerk in Aubing bekommen, das Anfang 2024 an den Start geht“, sagt Kulturreferent Anton Biebl (parteilos). Euphorischer klingt Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne): „Als Aubingerin und Kulturbürgermeisterin freut es mich, dass mit dem Bergson ein großes Kulturzentrum am Stadtrand entsteht. Für den Münchner Westen ist das Bergson eine echte Bereicherung.“

Auch in der Künstlerszene freut man sich auf dieses Haus, in dem Klassik ganz selbstverständlich neben Techno, Hip-Hop, Rock oder Jazz stehen wird; wo man vom Biergarten (500 Plätze) spontan in den Konzertsaal (bis zu 480 Plätze) spazieren kann, von der Kellerbar (90 Plätze) in die Kunstgalerie. „Wir sind schon jetzt Fans vom Bergson und sehr gespannt darauf, was dort entstehen wird“, sagen Klara Rebers und Leoni Klinger der Formation Umme Block.

Die Veranstaltungskonkurrenten scheinen indes keine Angst vor dem neuen Kulturtreffpunkt zu haben. Till Hofmann, in der Szene ein alter Hase (Eulenspiegel Concerts), ist voll des Lobes für die Energie, die die Bergson-Betreiber aus dem alten Kraftwerk zu ziehen scheinen: „Mich beeindrucken die Kraft und das Engagement der Ambergers, so ein schwieriges Baudenkmal zu erhalten, dem ganzen Leben einzuhauchen und kulturell absolut erstklassige, einzigartige Räume zu schaffen“, sagt er auf Anfrage. „Mit Roman Sladek als künstlerischem Leiter hört sich das absolut nach erster Liga an. Großer Respekt!“ Aubing ist zu weit draußen? Aubing ist plötzlich mittendrin.

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