Fahrradfahrer, Jogger, Hundebesitzer, Familien: Im Münchner Südpark trifft man auf allerlei Menschen. Bei dem Trubel verliert man allerdings schnell den Blick für das, was in der Großstadt sonst oft zu kurz kommt: die Natur. Wer aber die großen Wege im Sendlinger Wald verlässt und sich auf die kleinen Lichtungen verliert, kann nun spannende Entdeckungen machen. Auf einem schmalen Weg unter dem dichten Blätterdach erreicht man so beispielsweise eine Konstruktion mit zahlreichen Holzringen, die an einem Ast hängen, oder eine mysteriöse Echsen-Skulptur.
Aber was hat es damit auf sich? Es geht um Kunst. Und zwar Kunst, die mit dem Ort entsteht. Ganz nach diesem Motto wurde die inzwischen fünfte Naturkunst Biennale im Südpark geschaffen. „Der Wald ist die Hauptperson“, betont Künstlerin Lore Galitz, die das Projekt ins Leben gerufen hat. Daher finden sich in der „SüdpART“-Ausstellung auch nur Kunstwerke, die mit rein natürlichen Materialien gebaut wurden. Egal ob Baumharz, Äste oder Blätter: Alles, was die Natur hergibt, wird genutzt. Beim Rundgang durch den Wald muss man manchmal auch genauer hinsehen, um die 16 kleinen und großen Objekte zu entdecken. Denn nicht alle sind auf den ersten Blick so leicht zu erkennen, wie Galitz’ Installation „Eine gemeinsame Welt“. Diese lädt die Besucher sogar zum Mitmachen ein. Jeder der sich beteiligen möchte, kann in die große Kugel, welche Galitz nur aus Zweigen geformt hat, noch selbst Äste hineinflechten.
Ab und an lohnt sich auch ein Blick nach oben, um etwa den „Netzplan für Eichhörnchen“ oder „Die Säulen des Lebens“ zu erspähen. Denn diese Kunstwerke befinden sich nicht am Boden, sondern hoch oben in den Bäumen.
Auf die Idee für die einmalige Naturkunst Biennale kam Galitz im Jahr 2015. Damals verwüstete ein Sturm den Südpark. Für die Künstlerin und Anwohnerin am Park war die teilweise Zerstörung dieser Natur-Oase nur schwer zu ertragen. Dann kam ihr allerdings der Gedanke: „Mach’ doch etwas Positives draus!“ Somit entstand die Idee für ein Kunstprojekt im Wald – und vor allem mit dem Wald. Neben Lore Galitz haben sich in diesem Jahr 15 weitere Künstlerinnen und Künstler im Südpark verewigt. Wobei verewigt nicht ganz richtig ist. Zwar werden die Naturkunstwerke bestmöglich bis zur letzten Führung durch die „SüdpART“ am 14. Oktober instandgehalten. Aber danach werden die Objekte und Installationen sich selbst und der Natur überlassen. Ökologischer geht es kaum.
Wer die Ausstellung besuchen möchte, sollte sich auf jeden Fall genug Zeit nehmen. Denn wer schnell über den Rundweg hetzt, verpasst vermutlich die schönsten Ecken des Waldes und die entschleunigende Wirkung, wenn man sich ganz gezielt mit den Objekten aus Ästen, Blättern und Sträucher auseinandersetzt.
Wer genauere Informationen zu den Ausstellungsobjekten möchte, kann auch an einer der Führungen durch die „SüdpART“ teilnehmen. Bis Oktober geleitet Galitz durch den Wald, spricht über die Objekte, die Ideen dahinter und beantwortet Fragen. Zudem werden noch die Führung „Walderleben“ und die „Wanderung zu den Bäumen“ angeboten
Zum Eröffnungsfestival am morgigen Samstag ab 14 Uhr werden die Künstlerinnen und Künstler anwesend sein, und es wird mehrere Baummärchen-Erzählungen geben, die direkt auf dem Rundweg stattfinden sollen. Die Ausstellung kostet keinen Eintritt. Wer den Rundweg begehen möchte, kann beim Startpunkt am Parkplatz an der Inninger Straße 30 losgehen. Dort beginnen auch die kostenlosen Führungen zu den verschiedenen Stationen. Mehr Informationen zu dieser Aktion gibt es auf www.suedpART.de.