Krachend bunter Karneval

von Redaktion

Pink feiert im ausverkauften Olympiastadion eine wilde Sommerparty

VON KATHRIN BRACK

Pink hopst mit kindlicher Freude in unverschämt hohen, silbernen Glitzer-Plateau-Stiefeln unruhig auf und ab. „Am liebsten würde ich Euch alle einzeln umarmen“, sagt sie. „Danke, dass Ihr trotz der Aussicht auf Regen gekommen seid, um mit mir zu spielen.“ Streng genommen spielt Pink zwar an diesem Mittwoch (und dem gestrigen Donnerstag) für die Menge im ausverkauften Olympiastadion. Aber irgendwie hat sie schon recht: Für Alecia Moore, die sich hinter dem Superstar Pink verbirgt, ist die Bühne ein einziger großer Spielplatz.

Gesäumt von silbernen Pailletten-Palmen, bestückt mit pinken Flamingos, riesigen Eiscremewaffeln und allerlei kitschigen Accessoires ist sie der perfekte Rahmen für eine Sommerparty in vier Akten. Die standesgemäß beginnt: Zu „Get the Party started“ schwebt die Gastgeberin an Seilen baumelnd auf die Bühne. Für ihre beeindruckenden artistischen Fähigkeiten ist Pink inzwischen fast so berühmt wie für ihre zahllosen Hits.

So singt sie kopfüber, sich überschlagend, in Schlingen hängend, springend und natürlich tanzend. Und das alles scheinbar ohne jede Anstrengung. Dabei ist auch ohne Akrobatik und fliegenden Kostümwechsel jeder Song für sich ein kleines Spektakel. Von den großen Radiohits wie „Who knew“, „What about us“ und „Just give me a Reason“ aus arbeitet sich die 43-Jährige durch inzwischen neun Alben, auch aus dem aktuellen „Trustfall“ spielt sie einige Songs.

Und landet schließlich bei einem Lied, das sie bei vorangegangenen Konzerten der „Summer Carnival“-Tour mit ihrer Tochter Willow gesungen hat, beispielsweise in Berlin oder zuletzt in Wien. In München tritt die Zwölfjährige am Mittwoch nicht auf. Wer auf das Mutter-Tochter-Duett gehofft hatte, muss sich mit Willows Stimme auf Band trösten, die zum Ende von „Cover me in Sunshine“ eingespielt wird.

Wobei, trösten muss man die Fans an diesem ersten von zwei Konzertabenden nun wirklich nicht. Und emotionale Momente gibt es in dem krachend bunten Programm natürlich auch. Beispielsweise, als Pink sich puderrosa gekleidet ans Klavier setzt und „einen von eineinhalb Songs“ spielt, die sie laut eigener Aussage spielen kann: „Make you feel my Love“ von Bob Dylan. Oder als sie „When I get there“ akustisch anstimmt, das sie für ihren Vater Jim Moore geschrieben hat, der 2021 gestorben ist.

Doch die meiste Zeit feiert Pink, mit ihrer Band, ihren Sängerinnen und ihren Tänzern. Und natürlich mit den Fans. Mit den jüngsten unter ihnen schäkert die Mama zweier Kinder besonders gern. Teilt Süßigkeiten, die sie von ihrem Keyboarder bekommt, weil sie eine Pianoversion eines ihrer Songs richtig errät, mit einem Kind in der ersten Reihe. Und plaudert herrlich ungekünstelt und sympathisch aus dem Nähkästchen.

Die Besucher erleben einen knallbunten Sommer-Karneval, mit tanzenden Kussmündern, Trampolin-Akrobatik und einer Menge zirkusreifen Luftnummern. Wobei die spektakulärste sicher die letzte ist: Zum finalen Song „So what?“ lässt sich Pink übers Publikum katapultieren, wirbelt durch die Luft und landet zielsicher auf einem Podest in der Arena. Dass ihre Stimme bei diesem Flugmanöver nicht versagt, sagt viel über die Fitness und Stimmgewalt der Sängerin aus.

Der Titel der Tour hat nicht zu viel versprochen, der Abend ist eine einzige wilde Sommerparty – bei der auch das Wetter am Ende mitspielt. Und nicht nur Pink hatte offensichtlich viel Freude in München: Es macht einfach großen Spaß, ihr beim Spielen zuzusehen.

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