Rundum-glücklich-Paket

von Redaktion

Richtfest im Bergson Kunstkraftwerk in Aubing – Noch 185 Tage bis zur Eröffnung

VON KATJA KRAFT

Europameisterschaft oder nicht, das war kurz die Frage. Aber nur ganz kurz. Das Bergson, das wie berichtet in Aubing gebaut wird, soll ein Kunst- und Kulturkraftwerk werden. Und will mit Veranstaltungen so richtig im Mai 2024 loslegen. Man wird also die ersten Wochen des Programms bestreiten, in denen zeitgleich die Fußball-Europameisterschaft läuft.

Intellektuelle Snobs würden sagen: Den schnöden Ballsport ignorieren wir. Die Bauherren Christian und Michael Amberger und ihr künstlerischer Leiter Roman Sladek tun exakt das Gegenteil. Die Menschen lieben Fußball – also warum nicht auch in einem Kunstbetrieb Fußballspiele übertragen? Sportkultur. „Als offenes Haus für viele Menschen da sein zu wollen, setzt voraus, dass man sich mit den Themen befasst, die viele Menschen beschäftigen“, betont Sladek. Und so werden sie der Deutschen trotz aller Nationalmannschafts-Desaster geliebtes Diskussionsthema natürlich während der EM aufgreifen, auch künstlerisch. „Mit viel Humor.“

Diese Entscheidung steht sinnbildlich für die Vision, die das Bergson-Team mit bewundernswertem Enthusiasmus verwirklicht. „Unser Anspruch ist es, für die Besucher ein Gesamterlebnis zu kreieren“, formuliert es Programmdirektor Maximilian Maier. Ein gigantisches Rundum-glücklich-Paket. Das darf man wörtlich nehmen. In dieser einmaligen Anlage mit den hohen Decken, den lichtdurchfluteten Räumen, dem Industriecharme, wird es nicht weniger als alles geben. Mit der Pulpo Gallery die flächenmäßig größte Galerie für zeitgenössische Kunst in Deutschland. Mit der Barbastelle einen lässigen Nightclub. Mit einem Konzertsaal, der manchen Politiker, der bei diesem Thema lieber eine Denkpause einlegt, neidisch werden lassen sollte. Die Akustik ist hier nicht auf Klassik ausgerichtet, sondern orientiert sich an den Bedürfnissen von Rock, Pop, Jazz oder – warum denn nicht? – Techno. Sie wollen aber dank eines ausgeklügelten Soundsystems ebenfalls die sogenannte E-Musik auf höchstem klanglichen Niveau bieten.

Rundum glücklich machen schließlich auch die vielen Gastro-Angebote. „Mit Dramaturgen und Komponisten aus München und der Region erarbeiten wir individuelle Programme, bei denen Kunst und Kulinarik verbunden werden. Die mit dem Raum und der Akustik spielen“, sagt Sladek.

Wie sich das anhören könnte, zeigt sich gestern Vormittag beim Baustellenbesuch. Das Team hat zum Richtfest geladen. Der Rohbau ist fertig, am 8. Januar 2024 wollen sie eröffnen. Von allen Seiten tönt es einem in der einstigen Kesselhalle entgegen. Musiker auf Baugerüsten, der Treppe, der Galerie stimmen die „Bergson-Fanfare“ an. Ein köstlicher Vorgeschmack auf das, was hier bald möglich ist. Der nächste folgt am 27. und 28. Juli. Dann veranstalten sie ein Konzert inmitten der Blumeninstallation von Rebecca Louise Law in der Kunsthalle München (Tickets: bergson.com). Im Kleinen wie im Großen: Genuss mit allen Sinnen. Rosige Aussichten.

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