Geburtstags-Strauss

von Redaktion

Vladimir Jurowski dirigierte das Jubiläumskonzert zum 500. Wiegenfest des Bayerischen Staatsorchesters

VON TOBIAS HELL

Dass der Name von Richard Strauss beim Jubiläumsprogramm des Bayerischen Staatsorchesters nicht fehlen darf, versteht sich fast von selbst. Der Garmischer Meister war hier nicht nur als Komponist, sondern auch am Dirigentenpult aktiv. Dessen ist sich auch Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski bewusst, wenn er in einem druckfrisch erschienenen Buch über „500 Jahre gelebte Tradition“ von der DNA des Klangkörpers spricht.

Und selbst wenn Strauss’ „Metamorphosen“ 1946 in Zürich aus der Taufe gehoben wurden, ist gerade dieses Werk eng mit dem Nationaltheater verknüpft, dessen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg Strauss einst zur Komposition inspirierte. In Jurowskis von Anfang an unter Hochspannung stehender Lesart war dies natürlich mitgedacht, ohne dabei jedoch zu sehr im Gefühl der Trauer zu baden.

Statt großem Pathos blitzte hier durch die zügigen Tempi immer wieder das Vorbild Beethoven durch. Und dies kammermusikalisch kollegial musiziert von den stets auf Transparenz bedachten 23 Solostreichern, deren Stimmen sich immer wieder in neuen Schattierungen mischten und einen Sog aufbauten, der beim Zuhören jedes Zeitgefühl vergessen ließ.

Glänzen durften vor der Pause aber auch die Bläser des Staatsorchesters. Hier stand mit der Sonatine „Aus der Werkstatt eines Invaliden“ ein weiteres Spätwerk des Komponisten auf dem Programmzettel, für das ein anderer Münchner Hausgott – Wolfgang Amadeus Mozart – mit seinen Harmoniemusiken Pate stand. Wobei die vier Hörner einerseits für Kontrast zu den delikaten Holzbläsern sorgten, sich dank weicher Intonation aber dennoch homogen ins Klangbild fügten.

Ähnlich farbenreich Strauss’ „Mädchenblumen“, die zu diesem Anlass in einer neuen Orchesterfassung von Eberhard Kloke erklangen, in der lediglich der Einsatz des Vibraphons die Hand des Bearbeiters spüren ließ. Dargeboten wurden diese Liedminiaturen von Klokes Widmungsträgerin Marlis Petersen, die den im wahrsten Sinne des Wortes arg blumig geratenen Texten von Felix Dahn mit glasklarem Sopran eine wohltuend schlichte Interpretation entgegensetzte und dafür vom Publikum ebenso gefeiert wurde wie Jurowski und das feinfühlig agierende Staatsorchester.

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