Kunst der Straße

von Redaktion

Das Münchner GOP zeigt die kurzweilige Sommershow „La Vie“

Der Frankfurter Fußball-Philosoph Dragoslav Stepanovic wusste schon 1992: „Lebbe geht weider.“ Das gilt auch fürs Varieté. Vor drei Jahren musste das Programm „La Strada“ im Münchner GOP nach drei Tagen abgebrochen werden, weil ein Virus keine Lust auf Lachen, auf Leichtigkeit und gute Laune hatte. Nun kehrt das Programm als „La Vie“ zurück und zeigt, warum es 2020 noch seinen Fellini-inspirierten Titel trug.

Die kurzweilige Sommershow präsentiert die Kunst der Straße. So wie in „La Vie“ würde man sich die Kaufingerstraße an einem herrlichen Sommertag wünschen. Überall Gaukler, Sänger, Akrobaten – wobei das dem KVR gar nicht recht wäre. Daher ist die Show von Regisseur Knut Gminder eher von den Straßenfestivals im Süden Europas wie in Avignon inspiriert. So vergnügt und federleicht fühlt sie sich auch an: das GOP mit Open-Air-Feeling, nur drinnen. Die heimlichen Stars kommen auch aus dem Süden – genauer gesagt, südlich von München.

Die Musik-Kabarettisten Michi Marchner und Martin Lidl, Letzterer bekannt als „Gitarrenfee vom Ammersee“, würde man sich in der Fußgängerzone stundenlang anschauen und anhören. Ihr Mix aus Country, Rock und skurrilen bayerischen G’schichten erdet die international besetzte Show und sorgt für den München-Faktor. Wenn Michi Marchner berichtet, wie er mit männlichem Harndrang im Autobahnstau zum YouTube-Star wurde, hätte der große Fredl Fesl das nicht lustiger verzählen können.

Ansonsten lässt der phänomenale Japaner Naoto das Jo-Jo tanzen, der urkomische Kunstradler Serge Huercio ist auf seiner „Tour de Bavière“ unterwegs. Und Jongleur Thomas Janke brilliert mit spektakulären Tricks und Tempo. Auch er ist ein Mann des Südens, aus Memmingen. Am Ende spielt Michi Marchner auf einer Art Pümpel-Flöte, alle singen „Wonderful World“, und das Leben ist schön. JÖRG HEINRICH

Vorstellungen

bis 10. September 2023; Tickets und Termine unter www.variete.de.

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