Grenzgänge

von Redaktion

Die Pläne des Münchner Motettenchores

VON TOBIAS HELL

Zum Saisonfinale heißt es beim Münchner Motettenchor noch einmal raus aus der Komfortzone. Mit „Barock in Blue“ findet in der Matthäuskirche am 15. Juli ein Herzensprojekt des künstlerischen Leiters Benedikt Haag seine Fortsetzung, das 2018 seinen Anfang nahm. Maruan Sakas und Maximilian Höcherl hatten damals vier Bach-Motetten als Jazz-Version arrangiert. Ein Experiment, das auf große Resonanz stieß, bevor nun zwei weitere neue Bearbeitungen des Duos den Zyklus runden.

Mit Projekten wie diesen konnte man nicht nur neues Publikum anlocken, wie Gunda Borgeest vom Vorstand nicht ohne Stolz berichtet. Auch die in Folge der Pandemie befürchteten Nachwuchsprobleme hat man gut in den Griff bekommen. „Der Chor hat sich etwas verjüngt. Und wir merken, dass die Leute gerade deshalb bei uns mitsingen wollen, weil wir uns ab und zu über das klassische Repertoire hinauswagen.“

Die Neugier seiner Truppe und seines Publikums ermutigt auch Benedikt Haag (Foto: Astrid Ackermann), weiter über neue Formate nachzudenken, in denen unterschiedliche Musikstile oder künstlerische Disziplinen aufeinandertreffen. So etwa beim Sommerkonzert 2024, für das Komponist Johannes X. Schachtner eine Bearbeitung von Schumanns „Dichterliebe“ erstellt, der Bariton Peter Schoene die Stimmen des Chores als Dialogpartner zur Seite stellt. Dazu gibt es eine Reihe neu komponierter Chorlieder, über die man noch nichts verraten will. Neben solchen Experimenten kommen die Säulen des Repertoires nicht zu kurz. Und weil das große Weihnachtssingen ebenso wie das davor geschaltete Mitsingkonzert wieder gesetzt sind, schiebt man Bachs Weihnachtsoratorium auf Silvester, um mit Pauken und Trompeten ins neue Jahr zu starten.

Die nächste Saison wird ergänzt um weitere Klassiker wie das Brahms-Requiem am 19. November und Bachs Matthäuspassion. „Am Karfreitag ist die Konkurrenz da natürlich groß“, gibt Haag zu bedenken. „Aber von den großen Chören sind wir tatsächlich die einzigen, die es nicht im Konzertsaal machen, sondern in der Kirche. Und das sorgt bei diesem Werk noch einmal für eine ganz andere Atmosphäre.“ Mit dabei ist hier wie schon in der diesjährigen Johannespassion Tenor Michael Mogl. „Mit ihm hatten wir einen ganz hervorragenden Evangelisten, der die Passionsgeschichte unglaublich fesselnd erzählt hat und sich bei uns so wohlgefühlt hat, dass er sofort wieder mit an Bord war.“

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