Ist Prometheus, der den Menschen das Feuer geschenkt hat, nun ein Held – oder doch ein Verräter der Götter? Diese Frage nimmt man als Besucher der Theaterspiele in der Münchner Glyptothek auf jeden Fall mit nach Hause. Beim von Sven Schöcker inszenierten Aischylos-Stück „Prometheus in Fesseln“ taucht man ein in die Welt der griechischen Mythologie, hat aber nicht das Gefühl, etwas Verstaubtes zu sehen.
Judith Bopp und Alexander Wagner schlüpfen beim Freilufttheater im wunderschönen Innenhof des Museums in mehrere Rollen. Sei es als Hephaistos, der Prometheus, der von Christian Buse verkörpert wird, an den Felsen im Kaukasusgebirge kettet, sei es als diverse andere Götter, Halbgötter oder Eintagswesen. Dabei nutzen die Schauspieler den gesamten Raum, den sie zur Verfügung haben, sodass sich das Publikum als Teil der Inszenierung fühlt: als Teil der Schuldigen, die Prometheus retten wollte und für deren Leben er nun Höllenqualen leiden muss.
In den Gesprächen, die Prometheus mit seinen Besuchern führt, werden auch alltagsrelevante Fragen aufgeworfen, die wir uns selbst heute noch stellen. Wann sollte man vergeben? Wann sollte man seinen Stolz zurückstecken? Was ist richtig, was ist falsch? Simple Antworten gibt es auf diese Fragen nicht. Das weiß auch Prometheus, der bei Buse wirkt wie ein trotziger Held, der sich einerseits seines Fehlers bewusst ist, ihn aber wohl andererseits jederzeit wiederholen würde.
Schöcker bringt mit seiner Inszenierung die Zuschauer auf elegante Art und Weise zum Nachdenken. Er hat das Stück nicht nur mit philosophischen Fragen in die Gegenwart gebracht – auch einige humoristische Parts entlocken dem ein oder anderen Zuschauer trotz der ernsten Thematik ein Schmunzeln und lockern so die Stimmung auf. Spätestens dann, als mit einer silbern schimmernden Snapback jeglicher bisheriger Kostüm-Stil der Götter gebrochen wird.
Nächste Vorstellungen
am 13., 14., 23., 24., 25 Juli;
theaterspieleglyptothek.de.