007 der Bücherwelt

von Redaktion

Die Münchner Literaturagentin Lianne Kolf legt ihre Autobiografie vor

VON ANGELIKA MAYR

Warum fängt jemand in seiner Autobiografie, die mit 260 Seiten ein doch recht schmales Büchlein geworden ist, sprichwörtlich bei Adam und Eva an? Bei Lianne Kolfs „Agentinnen gab es damals nur bei James Bond“ ist es das Kennenlernen ihrer Eltern. Aber spätestens auf Seite 30 wird klar: Ihr Vater legte schon damals den Grundstein für Kolfs Literaturagentur, denn er baute sein eigenes Geschäft mithilfe seines unglaublichen Talents auf – Beziehungen zu knüpfen und diese geschickt zu nutzen.

Genau das perfektioniert Lianne Kolf für ihre deutschlandweit erste Agentur für deutschsprachige Autoren. So wird das Buch zum inspirierenden Lehrstück darüber, wie wichtig Verbindungen sein können. Kolfs Vater, ein Flüchtling aus der rumänischen Region Siebenbürgen, verdiente sein Geld nach dem Krieg zunächst nicht ganz legal auf dem legendären Schwarzmarkt in München-Bogenhausen. Er verkaufte alles, was gebraucht wurde. Seine Familie und damit auch sein Mädchen „Fuschi“ lebten derweil im beschaulichen Starnberg und dort gab „Tata“ – wie Kolf ihn liebevoll nennt – später zig Partys für Geschäftskunden, Freunde und Bald-Bekannte. Aber nicht nur dafür preist sie ihn, sondern auch für seine Ausstrahlung, seine kommunikative Begabung und vor allem für sein grandioses Vitamin-B-Geschick.

All das also übernimmt „Fuschi“ von „Tata“. Und so plaudert sie in den folgenden Kapiteln locker über ihr Flüggewerden, ihre Sturm-und-Drang-Phase und ihre erste eigene Buchhandlung in Hamburg. Das Leben ist (meistens) leicht, „Tata“ finanziert mit, und irgendwo findet man immer einen hilfreichen Freund. Dazwischen streut Kolf sachte und kurz Rückschläge ein, ist aber nie nachtragend, verletzend oder gar schlüpfrig. Denn (fast) alles garniert sie mit einer subtilen Prise Humor. Ereignisse wie die 68er-Demonstrationen erwähnt sie zur besseren zeitlichen Einordnung des Geschehens, bleibt aber oberflächlich, indem sie selbst kaum politisch wird. Nur bei Frauenthemen bezieht sie Stellung. So schreibt sie offen von ihren insgesamt acht –damals noch ungesetzlichen – Schwangerschaftsabbrüchen, weil die Männer auf ihre Freiheit bestanden, sie jedoch die Pille nicht vertrug. Solche Momente währen aber nicht lange, die nächste launige Anekdote wartet schon.

Allerdings werden ihr Namen und Buchtitel im Fortgang ihrer Autobiografie immer wichtiger. Führt sie anfangs ihre Wegbegleiter kurz im Zuge des jeweiligen Geschichtchens ein, verliert sich Kolf später immer stärker in deren Stammbäumen und Lebensläufen. Und so gerät das letzte Kapitel „Agentur“, die sie 1982 gründete, fast ausschließlich zur Aufzählung ihrer Autoren und deren Werken. Der in der jüngsten Vergangenheit einschneidende und spannende Umbruch im Verlagswesen und mit ihm die Veränderungen in ihrer eigenen Arbeit bilden schließlich nur noch das Gerüst, welches das PR-mäßige „Namedropping“ zusammenhält.

Lianne Kolf:

„Agentinnen gab es damals nur bei James Bond: Von Bestsellern und Büchermenschen“.

Blanvalet Verlag, München, 272 Seiten; 22 Euro.

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