Zum Abschied lässt er’s noch mal richtig krachen: Martin Grubinger, der Paganini unter den Perkussionisten, beendet heuer seine Konzertkarriere. Bei seinen beiden letzten Münchner Auftritten in der ausverkauften Isarphilharmonie gibt es kein Konzept-Korsett. Stattdessen gilt eine simple Regel: Maximaler Spaß ist angesagt – für die Interpreten ebenso wie fürs Publikum. So feiert Grubinger mit seinem Percussive Planet Ensemble eine phänomenale Percussion-Party, eine extrem abwechslungsreiche, mitreißende Mischung aus Wunschkonzert und Wundertüte.
Dass der 40-jährige Salzburger nicht nur ein Weltklasse-Solist, sondern auch ein toller Teamplayer ist, beweist er im Zusammenspiel mit seinen ebenso schlagfertigen Kollegen unter der Leitung seines Vaters Martin Grubinger sen., von dem auch die meisten der wahrhaft wahnwitzigen, kunst- und kraftvollen Arrangements stammen – etwa eine schlichtweg umwerfende Version von Astor Piazzollas „Libertango“.
Knapp zwei Dutzend Musiker, darunter neun Bläser, knubbeln sich auf der Bühne. Sie servieren zwei Kracher der Fusion-Jazz-Formation Steps Ahead („Beirut“ und „Trains“) mit einer Extraportion Pep und verströmen in „Caribe“ von Michel Camilo karibisches Flair. Mit ansteckender Spielfreude und atemberaubender Präzision bewältigen sie „Number of Fate“, eine Komposition von Martin Grubinger sen., die das vertrackte Siebener-Metrum in allen möglichen Variationen feiert, wobei auch eine baskische Txalaparta mit sieben hölzernen Schlagbalken zum Einsatz kommt.
Ein sensationelles Programm, in dem ein Höhepunkt den nächsten jagt: In seiner Zirkusnummer „Planet Rudiment II“ führt Grubinger verblüffende Kunststücke an der Marching Drum vor, in Jaco Pastorius’ Fingerbrecher „Teen Town“ präsentiert er an der Marimba gemeinsam mit Heiko Jung am sechssaitigen E-Bass rasende Unisono-Läufe. Und der fabelhafte Max Mutzke singt als Überraschungsgast neben seiner selbstverfassten „Charlotte“ unter anderem den Sting-Song „Why would I cry for you“ und den Soul-Klassiker „Me and Mrs. Jones“.
Symptomatisch für Grubingers enorme dynamische Bandbreite ist der dritte Satz aus „The Wave“ von Keiko Abe, bei dem der smarte Marimba-Magier die Zuschauer mit seinen wild wirbelnden Schlegeln schier schwindlig spielt: Nach ultraleisem Samtpfoten-Beginn steigert sich diese sagenhafte Sextolen-Orgie zu einer ekstatischen Energie-Explosion, die die Bude zum Beben bringt. A voglwuide Gschicht! Der Lohn: frenetischer Jubel, donnerndes Getrampel, Standing Ovations.