Helgard Haug ist bekannt geworden als Mitgründerin von Rimini Protokoll. Dahinter steht das Konzept eines dokumentarischen Theaters, das verblüffend spannend ist. „All right. Good Night.“ ist so ein Stück. Nun liegt es als Roman vor. Der Text verliert beim Lesen nichts an Intensität, im Gegenteil. Haug berichtet knapp, informativ, rational und zugleich von Seite zu Seite (mit-)fühlender, dünnhäutiger, poetischer über zwei Fälle von Verschwinden. Da ist der Flug MH370 von Kuala Lumpur nach Peking, dessen Pilot sich 2014 mit „All right. Good Night.“ von der ersten Flugkontrolle verabschiedet – und mit 238 Menschen samt Maschine verschwindet. Da ist Haugs persönliche Tochter-Geschichte. Ihr Vater verschwindet mehr und mehr in der Demenz. Sie aber kann ihn begleiten, so schwer das fällt; die Angehörigen der 239 Verschollenen werden von der Qual der Ungewissheit zerfressen. sida