Bilder von einer Frau

von Redaktion

Das Franz Marc Museum lädt zu einer berührenden Schau – und einem Fest

VON KATJA KRAFT

Er hat das geschickt gemacht, der August Macke. Schockverliebt war er mit 16 in die ein Jahr jüngere Elisabeth Gerhardt – doch wendete sich clevererweise zunächst einmal an ihren Bruder. Macke, schon damals ein künstlerisches Talent, bietet Walter Gerhardt an, ihn zu zeichnen. Um so über (Familien-)Bande mit der Person in Kontakt zu kommen, die die Frau seines Lebens werden sollte. Es war ein kurzes Leben, am 26. September 1914 fällt Macke mit 27 Jahren im Ersten Weltkrieg an der Westfront bei Perthes-lès-Hurlus in der Champagne. Doch dieses Leben ist eines voller Liebe. Die vielen Gemälde, die August von Elisabeth in den elf gemeinsamen Jahren angefertigt hat, erzählen davon. Jeder Pinselstrich geführt von Zuneigung. Die intimen Skizzen erfüllt von Begehren. Im Franz Marc Museum in Kochel am See sind sie nun zu sehen – in der berührenden Ausstellung „August und Elisabeth Macke“.

Die Schau ist in Kooperation mit dem LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster entstanden. Das nordrhein-westfälische Haus erhielt 1979 den schriftlichen Nachlass von Elisabeth Macke (1888-1978). Darin lässt sich eine entscheidende Parallele zwischen Macke und Franz Marc (1880-1916) nachvollziehen: Jeweils sind es die beiden Ehefrauen – Elisabeth Macke und Maria Marc –, die das Fortleben der Kunst, letztlich den Ruhm ihrer Männer über deren Tod hinaus gefördert haben. Wie die zwei Künstler einander auch in ihrer Arbeit herausgefordert, beflügelt und widersprochen haben, wird in den von Kuratorin Diana Oesterle und Museumschefin Cathrin Klingsöhr-Leroy klug gehängten Werken deutlich.

1910 lernten sich die Paare in München kennen. Entscheidend für Marcs und Mackes künstlerische und freundschaftliche Entwicklung wird ihr gemeinsamer Besuch 1912 in Paris beim französischen Maler Robert Delaunay (1885-1941). Wie dessen abstrakter Stil auf die zwei Deutschen wirkte, lässt sich an den Bildern, die in der Folge entstanden, ablesen. Und damit auch die langsame Auseinanderentwicklung der Künstlerfreunde. Während Marc immer düsterere Werke schafft, findet Macke mit seinen heute weltberühmten Flaneurszenen ein Gegengewicht zur apokalyptischen Stimmung der realen Welt.

Hier wird er entscheidend von den Eindrücken einer Tunisreise beeinflusst, die er 1914 mit Paul Klee und Louis Moilliet unternimmt. Das südliche Licht und die exotischen Motive treiben sie einem fliegenden Teppich gleich in neue künstlerische Höhen. Wie Marc ist Macke fasziniert von textilen Techniken wie Sticken und Weben – und wieder sind es die Frauen, die ihre Männer kräftig unterstützen, die textilen Entwürfe auszuführen. Zur Verwirklichung des Wandteppichs, der in schönsten orientalischen Farbtönen ein Liebespaar zeigt, wird es indes nicht mehr kommen. Der Entwurf des einnehmenden Werkes, der nun in Kochel zu sehen ist, hängt normalerweise im Bundeskanzleramt – ihn als Leihgabe zu erhalten: ein kleiner Coup. Genau wie August Mackes „Porträt mit Äpfeln“ seiner Liebsten. 1909 entstanden, zeigt sich Elisabeth hier von ihrer privaten Seite. Das Werk gehört der Sammlung des Münchner Lenbachhauses. Dank der großzügigen Leihgabe können die Kuratorinnen nun zwei Seiten dieser faszinierenden Frau zeigen. „Einmal die gewandte, elegante und gebildete Begleiterin Mackes und daneben die auf den häuslichen Bereich bezogene Hausfrau und Mutter“, formuliert es Cathrin Klingsöhr-Leroy.

Neben den zwei gemalten Porträts hängt ein drei Jahre zuvor entstandenes Foto von Elisabeth. Es beweist, wie feinsinnig ihr Mann seine Geliebte bildlich einzufangen wusste. Diese große Liebe, die viel zu schnell verging. In den Bildern klopft sein Herz heftig weiter.

Bis 17. September

Franz Marc Museum in Kochel, Di.-So. 10-18 Uhr.

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