Nein, er wählte nicht die „Winterreise“ für seinen sommerlichen Festspiel-Liederabend am Freitag im Cuvilliéstheater. Und doch rührte Konstantin Krimmel mit seiner vortrefflichen Schubert-Auswahl immer wieder ans Existenzielle.
Fast beiläufig begann er den „Schwanengesang“-Zyklus, während sein Begleiter Malcolm Martineau das Bächlein doch allzu vorlaut rauschen ließ. Immerhin setzte Krimmel rasch kernige Töne dagegen und entfaltete den Farbenreichtum seines virilen, sicher phrasierenden Baritons in fein abgestufter Dynamik und mit klugem Registerwechsel.
Schon im „Ständchen“ besann sich dann auch der Klavierpartner auf mehr Sensibilität, und so vereinten sich beide bereits „In der Ferne“ zu einer tief berührenden Klage des Verlorenen. Dabei vermied der bereits zum Münchner Publikumsliebling avancierte junge Bariton jedes Zuviel im Auf und Ab der Gefühle der Rellstab-Verse.
Auch Schuberts Lieder auf Gedichte von Johann Gabriel Seidl wurden von Konstantin Krimmel förmlich gelebt. Nichts wirkte aufgesetzt, vielmehr bahnten sich auch leichtere Gefühle, sogar die Freude („Bei dir“), ihren Weg, für den das Klavier ein zügiges Tempo vorgab. Nach seinem hell getönten, charmanten Werben um Heines „Fischermädchen“, grub sich der Bariton wieder tief in die düsteren Empfindungen, die er „Am Meer“ mit eindrucksvoller Ruhe ausbreitete. Gekonnt baute er Steigerungen auf, ließ die Stimme im „Doppelgänger“ grau werden, gar brechen, bevor er in „Der Atlas“ das ganze (Liebes-)Elend der Welt herausschleuderte.
Selbst dabei blieb der Effekt Ergebnis der Interpretation, der intensiven Auseinandersetzung mit Musik und Text, der übrigens durchweg bestens verständlich war.
Konstantin Krimmels Direktheit sprang den Zuhörer förmlich an und bannte das Publikum, das sich, hellauf begeistert, drei Zugaben erklatschte. Natürlich von Schubert: „Schwanengesang“ (nach Kosegarten), „An den Mond“ und „Wandrers Nachtlied II“. Krimmel blieb sich und er Stimmung des Abends treu.