Schumann durchleuchtet

von Redaktion

Christian Gerhaher und Gerold Huber bei den Opernfestspielen

VON TOBIAS HELL

In Sachen Schumann macht Christian Gerhaher und Gerold Huber niemand etwas vor. Spätestens seit ihrer Gesamteinspielung der 299 Lieder des Komponisten dürfen sie als Autoritäten gelten, was nun eindrucksvoll im Rahmen eines Festspiel-Recitals im Prinzregententheater unterstrichen wurde.

Im Zentrum stand mit dem „Liederkreis“ op. 39 einer der populärsten Zyklen Schumanns, der abseits aller Routine analytisch durchleuchtet wurde. Selbst die berühmte „Mondnacht“ erhielt da im Kontext noch einmal eine tiefere melancholischere Färbung. Schon zuvor war jedoch zu beobachten, wie Gerhaher und Huber Reibungsflächen zwischen den Eichendorff-Texten und der Musik Schumanns keineswegs zu glätten versuchten, sondern diese bewusst ausstellten. Da ließ sich etwa beim „Waldesgespräch“ bereits in den jeweils letzten Phrasen der Strophen das tragische Ende vorausahnen.

Im Vergleich zur erwähnten CD-Edition präsentierte das bestens eingespielte Team so eine noch weiter verfeinerte Licht- und Schatten-Dramaturgie, die einerseits zwischen den Liedern für Kontraste sorgte, andererseits aber auch innerhalb der einzelnen Nummern zutage trat. Gut darauf abgestimmt waren ebenfalls die ergänzenden Werke: angefangen von den Fünf Liedern op. 40 bis hin zu den Sechs Gedichten von Nikolaus Lenau, die im abschließenden „Requiem“ ein überraschend hoffnungsvolles Ende fanden.

Dass Christian Gerhaher sich wegen Hüftschmerzen hatte entschuldigen lassen, war seiner wie immer makellosen Diktion dabei ebenso wenig anzumerken wie der Eindringlichkeit, der er und Gerold Huber auch bei den Zugaben treu blieben. Denn selbst hier flüchtete man nicht ins Wunschkonzert und schob mit eine Liedfolge aus den „Romanzen und Balladen“ op. 64 einen weiteren in sich geschlossenen Block hinterher.

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