Trikots raus, Kunst rein: Das einstige Sporthaus Münzinger im Münchner Rathaus erstrahlt in neuem, bewusst rau gehaltenem Charme. Wo früher Fußballschuhe und Polohemden sorgsam nach Farben sortiert in den Regalen lagen, hängt jetzt überaus originelle, moderne Kunst an den nackten Wänden. Schon durch die großen Schaufenster kann man zwei der insgesamt drei Etagen erkennen. Gleich hinter dem Eis-Stand gibt es Groß- und Kleinformatiges von zum Teil noch recht jungen, aber verheißungsvollen Künstlern wie Agnes Grochulska oder Gabrielle Graessle.
Das Bergson Pop Up am Marienplatz möchte allen Kunst-, Musik- und Party-Affinen die Wartezeit verkürzen, ehe das Bergson Kunstkraftwerk in Aubing Anfang Januar seine Tore öffnet. Das gelingt auf Anhieb, was auch an der zentralen Lage liegen dürfte. Die ersten Neugierigen wagen sich gestern unmittelbar nach der Öffnung des Pop-up- Stores hinein. Ob wegen der Espressobar, den munteren Weisen der Wittgensteiner Tanzlmusi oder weil die Kunst lockt, lässt sich noch nicht exakt trennen. Die in Murnau beheimatete Pulpo Gallery, die später mit ins Bergson Kunstkraftwerk einziehen wird, hat die Schau im Pop Up sorgfältig und sehr geschickt kuratiert. Denn neben hochpreisigen Werken arrivierterer Künstler lassen sich hier spannende und vor allem erschwingliche Entdeckungen machen – etwa den US-Amerikaner Taylor White mit seinen skizzenhaften, cartoonähnlichen Porträts voller Kraft und Witz. Oder den erst 22-jährigen, in den USA lebenden Chinesen Gao Hang. Seine durch Filter veränderten Air-Brush-Gemälde zitieren die Computerspiel-Ästhetik der Nullerjahre und illustrieren durch diesen Verfremdungseffekt (und die humorvollen Werktitel) das komplizierte Verhältnis zwischen Mensch und Maschine heute. Auch der französische Künstler Patrick Tresset lotet derzeit die Beziehung zwischen uns Menschen und der Künstlichen Intelligenz (KI) aus. In seiner Installation „Human Study #1“ zeichnen drei von Tresset programmierte Roboter in einem eigens geschaffenen Arrangement aus unterschiedlichen Perspektiven denselben Menschen. Dauert etwa 15 Minuten. Und wenn man mit der Arbeit der KI zufrieden ist, kann man die Porträts auch gleich mit nach Hause nehmen.