PJ Harvey hat in den vergangenen 30 Jahren so viel brillante Musik gemacht, dass man ganze Seminare dazu abhalten könnte. Dies auch deshalb, weil die wilde Britin selbstverständlich Kunst schafft – im Pop-Kontext aber nicht etwa kompliziert, abgehoben oder „unhörbar“ wirkt. Freilich gibt es Werke, die sich einem Pop-Hörer sofort erschließen – etwa „Let England shake“, Harveys nun auch schon zwölf Jahre alte Abrechnung mit ihrer Heimat – und solche, die ein bisschen mehr Zeit brauchen. Zu dieser Kategorie zählt „I inside the old Year dying“. Es geht um das Heranwachsen als junges Mädchen, um Waldgeister und Bananensandwiches. Folk, Elektronik und Geräusch finden hier ganz wunderbar zusammen, Harvey klingt mal sexy, mal wie eine Hexe – und in den Songs „Lwonesome tonight“ und „A Child’s Question, August“ zitiert sie ganz nebenbei auch noch Elvis („Love me tender“). Die Frau spinnt Kunst zu Pop und macht einfach nichts falsch. lö